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Basel

Au Lion d’Or

Théos Terroir

Keine Viertelstunde von der Schweizer Grenze entfernt fühlt man sich schon ganz in Frankreich. In der gepflegten, sympathisch altmodischen Gaststube des «Lion’ d’Or» in Rosenau sind auch am Mittag alle Tische weiss eingedeckt.An den meisten Tischen wird Französisch parliert, auch schon am Mittag gerne ein Glas Wein oder auch zwei oder drei getrunken. Und auf der Karte steht so typisch Französisches wie Fois gras de canard und Escargots à l’ail persillé.
Küchenchef Théo Baumlin führt den sympathischen Familienbetrieb in vierter Generation – «depuis 1927». Die Preise sind moderat, der «Guide Michelin» zeichnet das Lokal mit dem «Bib Gourmand» für «bestes Preis-Genuss-Verhältnis» aus. Typisch französisch mit regionalem Einschlag und saisonalen Akzenten ist die Küche, die hier gepflegt wird. Nebst den bereits erwähnten Spezialitäten stehen bei den Vorspeisen auch Rauchlachs mit Meerrettichcreme, Terrine de joue de bœuf und Rübencarpaccio mit Avocadoglace zur Wahl. Sodann «les bonnes soupes de Théo», etwa eine Velouté mit frischen Steinpilzen. Bei den Hauptgängen sehen wir unter anderem «Choucroute garnie de poissons d’ici et d’ailleurs» – unlängst mit einem Preis ausgezeichnet –, Ossobuco vom Kalb, Spanferkelfilet in Senfcreme, Rindsfilet mit Pinot-noir-Sauce und Schalottenchutney, für zwei Personen auch Chateaubriand mit Sauce béarnaise oder Hirschrücken. Jeden Tag gibt es auch ein Tagesgericht, heute Pastetli, die von den beiden älteren Damen am Nebentisch bestellt werden.
Théo Baumlin macht auch vier Menüvorschläge, und bei einem Glas Gewürztraminer von Trimbach entscheiden wir uns für das Menü, das er «Clin d’œil au terroir» nennt (€ 46,50). Es beginnt mit einem kleinen Süppchen und einem Crevettenspiesschen als Amuse-Bouche. Zum Brot wird ein schmackhafter Kräuterquarkaufstrich gebracht. Gut schmeckt als Vorspeise die Entenleberterrine, die auf einem Weissweingelee mit etwas Feigen-Nuss-Confit und einem Brioche serviert wird. Während das Gespräch am Nebentisch vom neuen Garagentor, das die eine Dame montieren lassen will und das sie ihrer Begleiterin in einem Prospekt zeigt, über einen Abstecher zu den zu dieser Zeit kurz bevorstehenden amerikanischen Wahlen zum Liebesleben des aktuellen Präsidenten der Republik und zu den ausserehelichen Eskapaden seiner Vorgänger gewechselt hat, wird unser Hauptgang aufgetragen: ein reichhaltiger Teller mit zwei rechten Stücken vom Hirschfilet, gut angebraten und mit einer Pilzsauce serviert, dazu eine halbe Birne, die mit Lebkuchengewürz «lackiert» ist, etwas Rotkraut, ein paar Kastanien, zwei Rosenkohlröschen mit etwas Hollandaise und eine Schnitte «Griesspflutta» sowie separat ein Schälchen «Spatzlés maison». Das Fleisch ist würzig, die Gemüse sind gut, als überraschend wohlschmeckend – wir stehen eigentlich nicht so auf Griessspeisen – stellt sich die «Griesspfluta» heraus. Dazu trinken wir nicht einen Wein aus der Region, sondern aus der guten Auswahl von Flaschen aus ganz Frankreich den Gigondas Les Racines 2013 der Domaine Les Pallières aus dem südlichen Rhonetal, der zwar vielleicht noch etwas jung ist, als echter Terroir-Wein aber prima zu unserem Menü passt. Als schönen Abschluss des herbstlichen Terroir-Menüs bekommen wir in Gewürztraminer pochierte Birne mit «son parfait glacé» und Quittengelee. Davor hätte man auch noch mit Kümmelschnaps flambierten Munster (+ € 6,50) einschieben können, aber das wäre uns dann doch des Guten zu viel gewesen. hpe

rue de Village-Neuf 5, 68128 Rosenau, Frankreich
mi–so 11.30–15 & 18.30–23 Uhr (Küche 11.45–13.30 & 18.45–21.30 Uhr), mo & di geschlossen sowie eine Woche im Februar und zwei Wochen im Juli
HG € 15–28, Menüs ab € 31
Südbadische und Elsässer Traditionshäuser: Rang 7

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