Die Aussichten für Mieterinnen und Mieter für das Jahr 2023 sind nicht rosig. Weil der Referenzzinssatz erstmals seit 2008 wieder steigen dürfte, muss auch mehr Miete bezahlt werden. Konkret wird eine Erhöhung von heute 1,25 auf 1,5 Prozent erwartet. «Das bedeutet eine Mietzinserhöhung von drei Prozent», erklärt Patrizia Bernasconi, Geschäftsleiterin des Mieterverbands Basel.
Die Grossrätin rechnet allerdings frühestens ab nächstem Juni mit diesem Schritt. Dann müssen viele Festhypotheken neu abgeschlossen werden, und zwar zu höheren Zinssätzen. Das erhöht wiederum den Druck auf den Referenzzinssatz. Folglich kann der Vermieter mehr Miete verlangen. «Er kann den Mietzins erhöhen bei jenen Mieterinnen und Mietern, die in den letzten zwei Jahren neu in eine Wohnung eingezogen sind und einen Mietvertrag auf der Basis von 1,25 Prozenten abgeschlossen haben», sagt Bernasconi.
Eine genaue Kontrolle ist wichtig
Betroffen seien auch Personen, die in den vergangenen Jahren eine Vertragsänderung vollzogen haben, bei der die Kostenstände auf den gültigen Zinssatz von 1,25 Prozent angepasst wurden. Bei Personen, die bislang bereits mit einem höheren Referenzzinssatz auskommen mussten, kann der Vermieter zudem einen Teuerungsausgleich verlangen. In jedem Fall rät Patrizia Bernasconi den Mietenden, die Erhöhung des Referenzzinssatzes durch den Vermieter genau zu kontrollieren. «Dafür besteht eine Frist von 30 Tagen», sagt sie.
Wegen der Teuerung gebe es für Bernasconi keine Zweifel, dass die Kosten steigen werden. «Der Vermieter kann unabhängig vom Referenzzinssatz den Mietzins anpassen», sagt sie. «Ein Blick auf den Markt zeigt, dass die Wohnungen nun teurer werden.»
Vermieter warten ab
Beim Hauseigentümerverband Basel-Stadt verzichtet man auf Ratschläge an die VermieterInnen. «Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Vermieter nicht gleich bei der ersten Veränderung des Referenzzinssatzes auch den Mietzins anpassen. Sie schauen stattdessen, wie sich die Geschichte entwickelt», sagt Geschäftsführer Andreas Zappalà. Ausserdem berücksichtigen viele Vermieter die höheren Nebenkosten, die die Energiekrise verursacht. Deshalb verzichten sie vorerst auf eine Mietzinserhöhung.
Andreas Zappalà geht ohnehin von einem moderaten Anstieg der Mieten aus. «Die Erhöhung wird im Bereich von drei bis fünf Prozent bleiben», sagt er. «Wegen der 0,25 Prozentpunkte, um die der Referenzzinssatz ansteigt, wird es kaum zu einem massiven Schub in Sachen Mietzinsen kommen.»
Trotzdem: Dass künftig mehr für die eigenen vier Wände bezahlt werden muss, dürfte den wenigsten Mieterinnen und Mietern gefallen.