Mit einer Bagatelle wartet man an der Notfallstation des Universitätsspitals Basel zurzeit mehrere Stunden. Das Notfallzentrum und das gesamte Spital sind voll. Das bestätigt Sprecher Nicolas Drechsler gegenüber Telebasel: «Zurzeit sind wir an einem Punkt, an dem man sich schon fragen muss: Wie soll es weitergehen?»
Bereits Mitte Dezember begann das Unispital damit, nicht dringende Eingriffe zu verschieben. SVP-Grossrat Joël Thüring fordert den Basler Regierungsrat nun zum Handeln auf: «Die Notfallstation ist massiv überlastet. Es ist eine unerträgliche Situation, wenn Operationen verschoben werden müssen, weil es zu wenige Betten gibt», so Thüring. Es sei notwendig, dass der Regierungsrat «als Eigner des Unispitals jetzt Massnahmen ergreift», damit die Notfallstation und das Personal weniger stark belastet seien.
«Kein Erfolgsrezept»
Aber welche Massnahmen sind geeignet? Das sei nicht einfach herauszufinden, sagt Unispital-Sprecher Drechsler. Es gäbe diverse Probleme und für diese jeweils auch diverse Ansätze. Zum einen fehle an Personal, vor allem an qualifiziertem Personal. «Das sind hochspezialisierte Leute, die wir auf dem Notfall haben. Da geht es sicher nicht anders als wir es schon machen: die Anstellungsbedingungen verbessern. Wir prüfen neue Ansätze von Schichtarbeit. Wir prüfen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer wieder aufs Neue. Das ist ein Problem und ein Lösungsansatz», so Drechsler.
Ein Erfolgsrezept gibt es laut dem Unispital nicht. Wenn es ein solches gäbe, hätte man dieses schon lange angewendet, sagt Drechsler. Das Problem sei hochkomplex.
Hilft eine Extra-Gebühr auf dem Notfall?
Eine mögliche Massnahme ist eine Notfall-Gebühr, die für Personen mit Bagatellen anfällt. Sie wird momentan in Bundesbern diskutiert. Der Nationalrat hiess einen entsprechenden GLP-Vorstoss in der Herbstsession gut. In Basel ist die Idee umstritten. Aktuell würde eine solche Notfall-Gebühr noch gegen Bundesrecht verstossen.
Joël Thüring findet sie auf lange Sicht aber eine gute Lösung. «Ich glaube, das wäre ein weiterer Ansatz. Ich hoffe, dass die Lösung im Bundesparlament durchkommt. Das führt sicher dazu, dass der Eine oder Andere sagt: Wenn ich Kopfweh habe, gehe ich nicht auf die Notfallstation. Aber es muss natürlich trotzdem so sein, dass Menschen, die tatsächlich einen Notfall haben, keine Angst vor dem Betrag haben, den sie faktisch ja gar nicht bezahlen müssen», argumentiert der SVP-Grossrat.
Der Telebasel News-Beitrag vom 28. Dezember 2022.
Beim Unispital Basel bezweifelt man den Nutzen einer solchen Extra-Gebühr. «Vielleicht sagt sich dann der kostenbewusste Patient, der einen Druck auf der Brust verspürt: ‹Ich gehe lieber nicht auf den Notfall›, obwohl er einen Herzinfarkt hat. Und ein anderer, der findet: ‹Ja gut, dann kostet es halt noch 100 Franken›, der kommt dann trotzdem mit dem eingewachsenen Zehennagel», kontert Sprecher Drechsler. Auf dem Notfall des Unispitals müssten die Patienten mit «viel Zeit ihres Lebens» bezahlen. Es könne drei, vier, fünf Stunden dauern, bis jemand behandelt werde, der mit einer Bagatelle kommt. «Aber man muss auch ehrlich sagen, so viele sind das nicht», sagt Drechsler. «Wir haben sehr viele Schwerkranke und Schwerverletzte da, die unser Haus füllen.»
Appell an die Bevölkerung
Man sei in ständigem Austausch mit den umliegenden Spitälern und dem Kanton, um die Situation abzufedern. Und auch die Sanität sei in der Pflicht: «Wir müssen der Sanität hin und wieder sagen: ‹Jetzt ist ein Moment erreicht, wo wir wirklich nur noch schwere Fälle nehmen können. Und bitte fahrt nicht an ein oder zwei Baselbieter Spitälern vorbei, sondern schaut, ob es vorher schon Platz hat. Wir schaffen es sonst einfach nicht›», erklärt der Sprecher des Unispitals.
Das Unispital appelliert weiterhin auch an die Bevölkerung, dass man im Falle eines Notfalls auch überprüfen solle, ob nicht der Hausarzt, ein Ärztezentrum oder vielleicht eine Apotheke die richtige Anlaufstelle sei.
Ich würde gerne wissen
1. wieviele der Notfallpatienten sind Bagatellfälle
2. wieviele der Bagatellfälle sind Schweizer rsp Ausländer
3. Wieviele der Notfallpatienten sind 1,2,3,4 mal gegen Covid geimpft oder gar nie ‹geimpft›
4. Warum schickt man Bagatellfälle nicht einfach nach Hause und fordert sie auf, am nächsten Tag ihren Hausarzt oder ein ambulates Aerztezentrum aufzusuchenReport
Kann man ja! Medgate hat 7×24 Stunden Service und nach meiner Erfahrung durchaus kompetente Erstbeurteilungen.Report
Warum kann man eigentlich nicht telefonieren, wenn man nicht sicher ist ob es sich um einen Notfall handelt? Vielleicht könnte man so die Notfälle reduzieren.Report