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Der Telebasel News-Beitrag vom 22. Dezember 2022.
Basel

«Die Roche ist vielleicht etwas Opfer der eigenen Qualität geworden»

Andreas Häner, Geschäftsführer des Heimatschutzes Basel, äussert sich im Interview zur Einsprache zum geplanten Roche-Turm.

Die Roche möchte das Südareal am Rhein umgestalten. Dabei sind ein grosser Park und ein dritter Turm vorgesehen. Ein konkretes Bauprojekt existiert noch nicht, AnwohnerInnen wehren sich trotzdem schon gegen die Pläne und haben Einspruch eingelegt. Auch der Heimatschutz Basel wehrt sich gegen die Bebauungspläne. Im Fokus steht dabei die Erhaltung der Bauten 52 und 27. Andreas Häner, Geschäftsführer des Heimatschutzes Basel, äussert sich im Interview zur Einsprache.

Andreas Häner, weshalb hat der Heimatschutz Einsprache erhoben gegen den neuen Bebauungsplan der Roche?

Weil wir der Ansicht sind, dass hier ein Kulturgut von europäischem Rang verschwindet.

Inwiefern?

Wir haben zwei Bauten, den Bau 52, der etwas weniger wichtig aber dennoch relevant ist. Es handelt sich dabei um das Hochhaus des Architekten Roland Rohn aus den Fünfzigerjahren. Es war das erste Hochhaus in Basel. Der Bau 27 ist der Laborbau von Salvisberg, der absolut prägend für das Rheinbord und weltweit bekannt als beste Architektur für Industrie ist.

Was plant denn die Roche mit den genannten Gebäuden?

Das Direktionsgebäude von Salvisberg (Bau 21) soll unter Denkmalschutz gestellt werden, dafür sollen die beiden anderen Gebäude sozusagen geopfert werden, damit der dritte Turm entstehen kann. Die Roche plant, den anderen Bau von Salvisberg (Bau 27) leicht zu verschieben und mit historischen Teilen vom Originalbau zu rekonstruieren. Das halten wir für problematisch und für ein Eingeständnis, dass bei einem Totalabbruch architekturgeschichtlich hochrangige Werte für immer verloren gehen würden.

Was wäre so problematisch daran, das Hochhaus zu verschieben?

Es gibt verschiedene Aspekte. Ganz grundsätzlich ist ein verschobenes Baudenkmal nicht mehr ein originales Baudenkmal. Beim Ballenberg-Museum beispielsweise wurden Häuser abgerissen und an einem neuen Ort wieder aufgebaut. Das ist eigentlich eine Notlösung, wenn etwas wirklich unbedingt weg muss. Es ist aber auch umwelttechnisch eine wahnsinnige Schweinerei, da unheimlich viel graue Energie freigesetzt wird.

Was erhoffen Sie sich von der Einsprache?

Es geht vielleicht etwas darum, der Nagel im Fleisch zu sein und nicht einfach alles immer hinzunehmen, nur, weil die Firma Roche heisst. Ich meine, ich wohne in Basel, Roche ist eine sehr wichtige Firma, insbesondere für Basel, das ist mir völlig klar. Wir sind auch nicht einfach grundsätzlich dagegen beim Heimatschutz Basel. Aber wir finden, dass ein Baukulturgut von europäischem Rang entsprechend behandelt werden muss, auch von der Roche. Schliesslich hat die Roche in den 30er- bis 60er-Jahren die besten Architekten der Welt geholt, um die Bauten zu erstellen, die jetzt dort stehen. Und jetzt beklagen sie sich darüber, weil sie weg müssen. Sie sind vielleicht etwas Opfer der eigenen Qualität geworden.

Sie reden von europäischem Rang, können Sie noch etwas genauer ausführen, weshalb die Gebäude so wichtig sind für die Baukultur?

Hervorragende Baukultur aus den 50er- bis 70er-Jahren steht extrem unter Druck, weil man den Wert noch nicht wirklich erkannt hat. Es ist wie, als man im Gellert damals die ganzen Villen aus dem späten 19. Jahrhundert abgerissen hat in den 60er- bis 80er-Jahren. Das würde man heute auch nicht mehr tun. Da haben wir beim Heimatschutz Basel einfach noch mit diesem Zeit-Gap zu kämpfen. Man muss erkennen, dass hervorragende Kulturdenkmäler aus der Zeit der späten 40er- bis in die 70er-Jahre einfach erhaltenswert sind. Die Gebäude, die die Roche abreissen will, sind wirklich von allerbester Qualität, die Details sind grossartig. Es gibt ausserdem eine internationale Petition mehrerer sehr berühmten Städtebauer und Architekten, die uns sehr dabei unterstützen, dass wir zusammen mit Baukult die einzige privatrechtliche Organisation sind, die in die Opposition gehen können.

Können Sie noch genauer sagen, wie diese internationale Petition zustande kam?

Das war eine freiwillige Geschichte, initiiert von einem Architekturprofessor der Universität Bern. Innerhalb kürzester Zeit hatte er 2’000 Unterschriften für den Erhalt der beiden Roche-Bauten aus der ganzen Welt zusammen. Wir sind eigentlich wie der verlängerte Arm dieser Gruppe, der jetzt versucht, den Willen von Architektur- und Kunsthistorikern weltweit umzusetzen.

1 Kommentar

  1. Das sind zwei alte Gebäude welche energietechnisch jenseits von Gut und Böse sind. Hier wird Energie verheizt ohne Ende, eine Sanierung unnötig teuer. Gerade das „Hochhaus“ Bau 52, welches nun wirklich nicht mehr dahin passt. Der heimatschutz bringt es noch so weit, dass nichts wird mit der Öffnung zum Rhein und weitere Bauten dahin gestellt werden müssen um die erhaltenswerten Leichen.Report

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