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Der Telebasel News-Beitrag vom 10. Dezember 2022.
Basel

Basler Asyl für ukrainische Kunst

49 ukrainische Gemälde finden im Kunstmuseum Basel Asyl. Die Ausstellung soll auf die Verdrängung der ukrainischen Kultur durch Russland aufmerksam machen.

Mit der Ausstellung «Born in the Ukraine» bekommt der Begriff «Fluchtkunst» eine neue Bedeutung. Im März 2022 sind Vertreterinnen und Vertreter der Kiewer Gemäldegalerie mit der Bitte an das Kunstmuseum Basel gelangt, Werken aus dem nationalen ukrainischen Kunstmuseum Asyl zu gewähren, da vor Ort nicht ausreichend Schutzräume vorhanden seien.

Dass dies nicht einfach eine leere Bitte war, konnte die Gastkuratorin Oksana Pidsukha am Dienstag bei der Medienpräsentation der Ausstellung beweisen: Sie zeigte ein Bild der hundertjährigen Gemäldegalerie, die bei einem Bombenangriff vor drei Wochen starke Schäden davongetragen hat. «Das ukrainische Nationalmuseum ist stark beschädigt worden. Alle Fenster sind kaputt gegangen, alle Scheiben sind herausgeflogen und das Dach ist zusammengebrochen», erzählt Josef Helfenstein, Direktor des Kunstmuseums Basel. Die Gemälde befanden sich jedoch im Keller, sodass sie grösstenteils in Sicherheit waren.

Schutz und Öffentlichkeit für Gemälde

49 Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern mit ukrainischen Wurzeln haben nun im Basler Haus nicht nur Schutz gefunden, sie werden auch ausgestellt. Josef Helfenstein sprach von einem Projekt, das ihm am Herzen liege. Man habe lange darüber diskutiert, wie man helfen könne, so dass die über das Musée Rath in Genf erfolgte Anfrage aus Kiew sehr willkommen gewesen sei.

Helfenstein erinnerte daran, dass auch das Basler Kunstmuseum seine Sammlung während des Zweiten Weltkriegs in der Innerschweiz in Sicherheit habe bringen müssen.

Begegnung mit wenig bekannter Kunst

Die Ausstellung in Basel ist zum einen ein Akt der Solidarität. Zum anderen bietet sie laut Helfenstein auch die Gelegenheit, hierzulande zumeist noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler kennenzulernen.

Zu entdecken sind Gemälde aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, die eine breite stilistische Palette von neoklassizistischen Porträts über realistische Genrebilder und Historienmalereien bis zu expressionistischen und impressionistischen Landschafts- und Städtebildern reichen.

Karriere im Zarenreich

Gemeinsam ist vielen der präsentierten Künstlerinnen und Künstlern, dass sie in der Ukraine auf die Welt kamen, dann aber im Zarenreich – oftmals in St. Petersburg – oder in der Sowjetunion Karriere machten. «Die Kultur der Ukraine wurde zerstört und kolonialisiert vom russischen Zarenreich. Jetzt sind wir im Prozess einer Dekolonialisierung, um unsere wahre Identität zu zeigen. Unsere Aufgabe ist es, dass zurückzunehmen, was uns gehört», erläutert der Direktor des ukrainischen Nationalmuseums Jurii Vakulenko. Somit soll mit der Ausstellung die Trennung der ukrainischen und russischen Kultur betont werden.

Bei einigen Künstlern wie etwa bei Illia Repin (1844-1930) zeigte sich offenbar bereits vor vielen Jahren eine gewisse Zerrissenheit zwischen den ukrainischen Wurzeln und dem Leben sowie Arbeiten im russischen Zarenreich. Repins künstlerischer Blick auf den harschen Alltag der Menschen im Zarenreich war von Kritik geprägt, während er Landschaft aus der Ukraine in poetischer Weise abbildete.

Die Ausstellung «Born in the Ukraine – die Kyjiwer Gemäldegalerie zu Gast» ist bis 30. April 2023 im Hauptbau des Kunstmuseums Basel zu sehen.

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