«Bleibt der Garten verlassen, wuchert das Unkraut – lasst ihr eure Häuser leerstehend, wuchern wir». Mit folgendem Motto besetzten am 1. Dezember 2022 queere und trans-Personen an der Gärtnerstrasse in Basel ein Haus. Diese haben sie kurzerhand auch GärtnerInnenstrasse genannt.
Sie seien es leid dabei zuzusehen, wie Menschen aus ihrem Zuhause verdrängt werden und HauseigentümerInnen mit Leerstand spekulieren. Gerade zu einer Zeit, in der viele auf günstigen Wohnraum angewiesen seien.
Gendernonkonforme- und trans-Personen öfters betroffen
Gemäss den BesetzerInnen sind besonders gendernonkonforme- und trans-Personen besonders oft von Wohnungslosigkeit betroffen. Dies liege daran, dass sie als marginalisierte Gruppe bei der Wohnungssuche häufig diskriminiert und überdurchschnittlich oft von Armut betroffen seien. An dieser Situation werde sich auch nichts ändern, solange die Quartiere nach kapitalistischen Interessen gestaltet werden.
Die BesetzerInnen setzten sich gegen eine Verdrängung, Marginalisierung und Aufwertung des Klybecks und Kleinhüningen ein. Diese Quartiere seien brenzlige Brennpunkte, sind sich die BesetzerInnen sicher. Sie erwähnen in ihrem Schreiben auch die Massenkündigung an der Kleinhüningerstrasse 90-94 und das Stadtentwicklungsprojekt Klybeckplus. Bei letzterem kritisieren sie die AkteurInnen. Diese wollen lediglich ihr Image mit vermeintlich günstigem Wohnraum aufbessern, die AnwohnerInnen würden aber nicht mitbestimmen dürfen – so die Kritik.
Queerness leben und feiern
Die «wilde Horde von Queers und Transpersonen», wie sich die Gruppe nennt, wollen ihre Queerness leben und feiern. Sie stellen sich aber klar gegen «einen pseudo-aufgeschlossenen Regenbogen-Kapitalismus, der Queerness kommerzialisieren, assimilieren und in bürgerliche Schranken weisen will.» Im besetzten Haus wollen sie darum einen Raum schaffen, in dem sich Menschen ausserhalb von Normen und Schubladen ausleben, sich vernetzen und gegen strukturelle und alltägliche Diskriminierung wehren können. Ziel sei es, auf eine kollektive und solidarische Art zusammenzuleben.
Die BesetzerInnen beenden ihr Schreiben damit, dass der Raum nicht exklusiv gestaltet werden soll, aber bewusst durch queere und Transpersonen belebt werden soll. Sie würden sich über einen lebhaften Austausch mit den NachbarInnen freuen, heisst es weiter.
Ob das Haus aktuell noch besetzt ist, ist unklar. Vor Ort waren keine Personen anzutreffen. Die Kantonspolizei Basel-Stadt war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.