Ein Autohändler-Kärtchen auf dem Parkplatz, Kippen in der Baugrube und eine Bierdose auf dem Fenstersims: Alles wird buchstäblich in die Zange genommen. Astrid Sommerhalder findet auf dem Trottoir vor dem Migros Dreispitz auch das letzte Papierchen. Alles landet im Handwagen. Pet, Alu, Glas und Kehricht sind säuberlich getrennt. Zusammen mit ihrem Partner Beat Inäbnit ist sie mit oranger Weste im Gundeli auf der Pirsch.
Als Abfalljäger ist das pensionierte Paar seit drei Jahren ehrenamtlich unterwegs. Es hat dabei schon blutige Tampons im Strassengraben und Toilettenpapier im Gebüsch aufgelesen. Alltäglicher sind jedoch die Zigarettenstummel. «Man darf nicht vergessen: So eine Zigarette verunreinigt mindestens 300 Liter Wasser», sagt Beat Inäbnit.
«Morgen bist du tot» wegen Belehrung
Die beiden Abfalljäger sagen, dass sie die Leute für das Thema Littering sensibilisieren wollen. Die Reaktionen der PassantInnen seien meist positiv, so Inäbnit. So manch ein «Batzen» für einen Kaffee hätten sie schon erhalten. Allerdings habe es auch schon Beschimpfungen und Drohungen gegeben. Etwa dann, wenn er den einen oder anderen Abfallsünder belehrt habe. «Ich sagte jemandem, er solle den Aschenbecher nebenan benutzen, doch er warf die Zigarette auf den Boden. Er kam auf mich zu und sagte: Morgen bist du tot», sagt Inäbnit. Es sei aber noch nie so weit gekommen, dass die beiden die Polizei einschalten mussten.
Das Paar arbeitete früher im Pflegebereich. Erst nach der Pensionierung entdeckten sie das ungewöhnliche Hobby. Die Idee dafür hat auch einen tragischen Hintergrund. Vor fünf Jahren erlitt Inäbnit einen Herzinfarkt. «Ich hatte Glück, sonst wäre ich heute nicht mehr hier». In der Therapie danach habe ihm der Arzt angeraten, pro Tag 10’000 Schritte zu machen. «Das heisst: mehr Bewegung. Und was ist daraus geworden? Abfall sammeln», sagt Inäbnit und lacht. Eine hohe Anzahl Schritte erreicht er locker. Wie er sagt, ist er zusammen mit seiner Freundin zwischen zwei und sieben Stunden auf Abfalltour.
Was die Stadtreinigung dazu sagt
Die Abfalljäger erhalten auch immer wieder Unterstützung von anderen ehrenamtlichen HelferInnen. Einen Verein wollten sie nicht gründen, es bleibt bei einem losen Netzwerk. Die Stadtreinigung hat wiederum nichts gegen die ehrenamtliche Unterstützung. Im Gegenteil: Sie unterstützt die freiwillige Helfer mit Zangen, Abfallsäcken und Handwagen, wie Stadtreinigungsleiter Dominik Egli auf Anfrage von Telebasel sagt. Die Behörden seien in Kontakt mit den Abfalljägern und anderen Personen, die dieses Hobby pflegen. Solche Freiwillige würden ein positives Signal senden.
Keineswegs sei es aber so, dass die Stadtreinigung dort nicht mehr aufkreuzt, wo die Freiwilligen tätig sind, erklärt Egli. Schliesslich sammle die Stadtreinigung nicht nur ein, sondern putze auch.
großartig die beiden!Report