Auf Titelseiten und Sonderseiten sowie in Spezialsendungen: Schweizer Medien haben die am Donnerstag verstorbene britische Königin Elizabeth II. unter anderem als «Fels in der Brandung» gewürdigt. Sie sehen in ihrem Ableben nach über 70 Jahren auf dem Thron eine tiefe Zäsur für Grossbritannien.
Tages-Anzeiger
«‹Der Fels› des modernen Grossbritannien ist nicht mehr. (…) Ein solches Leben wird die Welt wohl nicht mehr sehen. Die Queen hat eine Epoche geprägt – dank ihr wurde die Monarchie zu einem stabilisierenden Pfeiler im britischen Staatskonstrukt. (…) Die Krone ist kein Kopfschmuck und schon gar keine Netflix-Serie – die Krone ist der Bauplan für ein Staatswesen, das keine Verfassung kennt und deswegen seine Symbole, seine Tradition und seine Institutionen behutsam fortentwickeln und modernisieren muss.»
Neue Zürcher Zeitung
«Grossbritannien erlebt einen tiefen Einschnitt. (…) Königin Elizabeth II. symbolisierte für Generationen von Briten die Monarchie, weshalb sich viele eine Welt ohne die Queen nicht vorstellen konnten und wollten. (…) Die Queen bewahrte immer die Ruhe und stillte damit das Bedürfnis nach Stabilität und Kontinuität in einer Epoche, in der nur weniges noch Bestand zu haben schien. Für viele ihrer Untertanen wurde sie zu einer Art Projektionsfläche, auf der sich die eigenen unerfüllbaren Wünsche nach Würde und angemessener Lebensführung spiegelten.»
Blick
«Die Queen liebte die Menschen, begleitete sie durch Krisen und Skandale. Ihr Versprechen: Gemeinsam werden wir es schaffen. Das machte sie zum Fels in der Brandung der Verunsicherten, Hoffnungslosen. Für ihre Standhaftigkeit wurde sie weltweit verehrt und respektiert, und natürlich auch für 70 Jahre im Dienste der britischen Krone. Welch lange Amtszeit! (…) Gestern Abend ist die Hoffnung auf ihre Unsterblichkeit erloschen.»
Schweizer Radio und Fernsehen
«Politisch geäussert hat sich die Königin nie. Haltung, aber keine Gefühle zeigen, war ihr erstes Gebot. (…) Der Nation Mut und Zuversicht zuzusprechen, wenn die Dinge schiefliefen, war eine der grossen Aufgaben der Queen. Sie tat es bis zuletzt. (…) ‹My heart and my devotion› – ‹mein Herz und meine Hingabe› – dieses Versprechen hat die Königin ihrem Volk vor über 50 Jahren in einer Weihnachtsansprache gegeben. Ihre ungebrochene Beliebtheit, aber ebenso die Trauer der Menschen in diesen Stunden, zeugen davon, dass die Königin ihr Versprechen gehalten hat. «
Luzerner Zeitung
«Eine Queen für die Ewigkeit. Sie stand für Menschlichkeit, Stabilität und prägte Grossbritannien bis zuletzt. (…) Unzweifelhaft stellt der Tod der Monarchin eine tiefe Zäsur und Bewährungsprobe dar für das von Brexitfolgen und Spaltungsbestrebungen gebeutelte Vereinigte Königreich von Grossbritannien und Nordirland. Ein historischer Moment ist es aber auch für die 14 selbstständigen Staaten, deren Oberhaupt die Königin im fernen London bis zuletzt blieb, als Chefin des Commonwealth, als Symbol des Zusammenhalts zwischen dem Mutterland und den früheren britischen Kolonien.»
Watson.ch
«Elizabeth Alexandra Mary aus dem Hause Windsor war nicht nur die Queen. Sie war DIE QUEEN. (…) Weder Charles noch William werden in ihrer Nachfolge ein vergleichbares Format entwickeln können. (…) Die Majestät aller Majestäten möge in verdientem Frieden ruhen.»
Arcinfo
«Sie war also sterblich. (…) Wir hatten das angesichts der langen Dauer ihrer Herrschaft schliesslich vergessen. (…) Elizabeth II. hat ihren letzten Atemzug getan, und der Planet wankt. (…) Zwei Dinge sind heute sicher: Wir werden Ihre Majestät sehr vermissen. Und God Save the King.»
La Tribune de Genève
«Die Königin hat ihrem Land bis zu ihrem letzten Atemzug gedient. (…) Ihr Pflichtbewusstsein blieb so absolut wie am ersten Tag. Das gab ihr auch die Kraft, am Dienstag in Balmoral die fünfzehnte Premierministerin ihrer Regentschaft zu inthronisieren. Eine Königin bei der Arbeit, in den letzten Augenblicken ihres Lebens.»
Le Temps
«Der Tod von Elisabeth II. öffnet einen riesigen Abgrund für Grossbritannien. Sie reisst nicht nur einen riesigen Teil der britischen und der Weltgeschichte mit sich. Sie wird Grossbritannien zweifellos auch dazu zwingen, endgültig um seine frühere Grösse zu trauern. (…) Die von Elisabeth II. verkörperte Monarchie, die bis zum Donnerstag ewig zu dauern schien, vermittelte einem guten Drittel der Weltbevölkerung den Anschein von Stabilität. (…) Ihre Nachfolge ist nicht gesichert.»