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Der Telebasel-Talk vom 26. August 2022
Region

Ralph Lewin über Antisemitismus und den Basler Zionistenkongress

Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen wird am Wochenende das 125-Jahr-Jubiläum zum ersten Zionistenkongress in Basel gefeiert.

Die Feierlichkeiten gehen am 28. und 29. August im Stadtcasino und im Congress Center Basel über die Bühne. Über 1’000 Jüdinnen und Juden aus der ganzen Welt werden in unsere Rheinstadt kommen. Ehrengast ist der israelische Staatspräsident Isaac Herzog. Für die Sicherheit des Anlasses wird nicht nur die Polizei sondern auch die Armee sorgen. Die Kosten sollen sich auf 5,7 Millionen Franken belaufen. Der Anlass wird von einer Reihe Podiumsdiskussionen und Workshops begleitet. Da die Sicherheit nicht an allen geplanten Orten gewährleistet werden konnte, wurden diese verlegt. Schon im 2017, als das 120-Jahr-Jubiläum begangen werden sollte, sagte die Regierung den Anlass unter anderem aus Sicherheitsgründen ab.

Juden in Europa denken an Auswanderung

Die Sicherheitsmassnahmen sind wohl begründet. Der Bund und auch der Kanton Basel-Stadt geben jährlich hunderttausende von Franken für den Schutz von Synagogen aus – dies meist erst auf massiven, medialen Druck, wenn Islamisten oder Nazis Anschläge gegen jüdische Menschen, Läden, Institutionen im In- oder Ausland verüben. Laut einer EU-Studie über Antisemitismus denken 38 Prozent der Juden Europas an Auswanderung. Berichte über Auswanderung aus Deutschland, Frankreich, Österreich und auch der Schweiz finden schnell mit einer kurzen Suche im Netz. Wie sicher fühlen sich Jüdinnen und Juden in der Schweiz? Wie respektvoll werden sie behandelt? «Wir beobachten in der Schweiz einen Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft», sagte Ralph Lewin in der NZZ 2021.

Schwierig einzuschätzen sind diesbezüglich auch Gegenaktionen gegen die aktuellen Jubiläumsfeiern. Denn es gibt die Spielart, den Antisemitismus mit einer «legitimen Kritik an der Politik Israels» zu bemänteln. So ist etwa eine Gegendemo geplant. Im Juni schrieben 70 pro-palästinensische und jüdische Organisationen an die Basler Regierung und forderten diese auf, «sich aus jeglicher Beteiligung an diesen Feierlichkeiten» zurückzuziehen. Israel wird als «Apartheidregime» bezeichnet, der «Siedlerkolonialismus» betreibe.

Basel als offene Gaststätte

Basel sei untrennbar mit der Entstehung des Zionismus und der Geschichte Israels verbunden, erklärte Ralph Lewin, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) im Juni vor den Medien. Basel nehme als zentraler Schauplatz eine wichtige Rolle im Gedenken an den ersten Zionistenkongress von 1897 ein, betonte auch Regierungspräsident Beat Jans: «Auch 2022 soll unsere Stadt als offene Gaststätte wahrgenommen werden», zitierte die BaZ. «In Basel habe ich den Judenstaat gegründet», sagte der Wiener Autor und Journalist Theodor Herzl, der 1897 den ersten Zionistenkongress im Stadtcasino einberief. Dort wurde die Zionistische Weltorganisation (WZO) gegründet, die organisatorischen Struktur für die Gründung eines jüdischen Staates schuf und nun die Jubiläumsfeierlichkeiten organisiert.

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