Emotional und gespalten. Diese Worte beschreiben den Parteitag der Baselbieter Mitte wohl am besten. Am Mittwochabend durfte sich Sandra Sollberger der «Mitte-Familie» vorstellen. «Ich möchte Regierungsrätin werden im Baselbiet und würde mich über Ihre Unterstützung freuen», erklärte Sollberger im Saal der Brauerei Feldschlösschen.
Für den Mitte-Präsidenten Silvio Fareri sei dies eine gute Partie, denn spanne er mit der SVP zusammen, winkten strategische Vorteile. Schliesslich wolle man auch nach der «Ära Lauber» einen Sitz im Regierungsrat unterhalten. «Wir sind auf Partner angewiesen. Wir haben auch in vergangenen Jahren gute Zusammenarbeit mit der FDP und der SVP geführt und wir möchten weiterhin als verlässlicher Partner dastehen. Nicht nur aufs 2023 hin, sondern auch mit Hinblick auf 2027, wenn es dann bei den Gesamterneuerungswahlen zu einer Vakanz bei der Mitte kommt», so Fareri.
«Ich bin keine Hardlinerin»
Sandra Sollberger sei keine Hardlinerin. Ganz im Gegensatz dazu, wie sie die Medien momentan gerne darstellten, betonte die Bubendörferin vor der Mitte-Basis. Fakt ist aber, dass Sollberger eine restriktive Migrationspolitik fährt, die Sanktionen gegen Russland nicht unterstützte und im Nationalrat mithalf, das Rahmenabkommen zu kippen. Anton Lauber, der wieder als Regierungsrat kandidiert, sieht das ganze jedoch diplomatisch. Im gehe es vor allem um die gute Zusammenarbeit. «Man muss die Anliegen auch im Parlament und im Volk rüber bringen können. Da kommt es stark darauf an, ob jemand bereit ist, Mehrheiten zu schaffen und ob jemand in der Lage ist, zu kommunizieren. Da muss ich sagen, das traue ich Sandra Sollberger zu», so Lauber.
«für die jungen Wählerinnen und Wähler ein falsches Zeichen»
Ganz so unproblematisch sahen das am Parteitag nicht alle Mitte-Mitglieder. Ein Mann aus der Basis verglich Sollberger mit dem SVP-Nationalrat Roger Köppel. «In 90 Prozent der Fälle stimmt Sandra Sollberger im Nationalrat gleich ab wie Roger Köppel. Ein Putin-Befürworter. Das passt nicht zum Kanton Baselland. Ich plädiere für Stimmfreigabe.» Ein anderer liess verlauten, dass die Wahl Sollbergers «für die jungen Wählerinnen und Wähler ein falsches Zeichen» sei.
«Ich finde es absolut unwürdig, was heute Abend ablief»
Sogar Mitte-Vorstandsmitglied Remo Oser verurteilte die rechts-bürgerliche Allianz. «Die Person Sandra Sollbergers vertritt ein Meinungsbild, welches unvereinbar ist mit den Idealen und den Werten der ursprünglich christlichen CVP. Es kann nicht sein, dass wir die Mitte als Ort propagieren, wo man zusammenkommt und Lösungen sucht und dann eine rechts-aussen Position unterstützt», so Oser. Er stellte dann gar einen Antrag auf eine anonyme Abstimmung, welcher für rote Köpfe sorgte. Schlussendlich sprach Landrat Pascal Ryf ein Machtwort. «Ich finde es absolut unwürdig, was heute Abend ablief», so Ryf. Nach einigem Hin und Her wurde Osers Antrag wieder verworfen. Die Abstimmung erfolgte öffentlich und viel eindeutig aus. Die Mehrheit stimmte einer rechts-bürgerlichen Allianz zu.
Auch die Unterstützung der GLP ist angedacht
Auch eine Zusammenarbeit mit der Baselbieter GLP sei noch nicht vom Tisch, so Silvio Fareri. Diese hält am Donnerstagabend den ihren Parteitag ab und möchte dann einen Kandidaten stellen. «Wir werden am nächsten Parteitag im Oktober darüber abstimmen, ob wir auch die GLP Rennen um den Regierungsratssitz unterstützen».