Giraffen haben einen langen Hals um an die saftigsten Blätter, weit oben im Baum zu kommen. Das war lange die Annahme. Doch jetzt stellen neue Funde von Giraffenvorfahren in China diese These auf den Kopf. Vieles deutet darauf hin, dass die langen Hälse vor allem als Waffe dienen. Giraffenbullen kämpfen mit Kopfstössen gegen ihre Rivalen. Das Revier und die Gunst der Weibchen lassen sich also mit einem langen Hals, mit dem man kräftig Zuschlagen kann besser verteidigen. «Sie haben diesen langen Hals entwickelt um zu Kämpfen, um an Weibchen zu kommen, für die Reproduktion. Und als Nebenwirkung haben sie einen langen Hals und können sich ganz oben Ernähren, was auch eine gute Sache ist in punkto Konkurrenz. Da haben sie gar keine Konkurrenz mit anderen Wiederkäuern und anderen Säugetieren.» sagt Paläontologe Loïc Costeur vom Naturhistorischen Museum Basel.
These erhält Auftrieb durch neue Funde
Diese These bekommt weiter Auftrieb von einem Fund im Westen von China. «Es heisst Discokeryx, ist eine 17 Millionen Jahre alte Urgiraffe. Also eine ganz alte Giraffe. Und die ist sehr speziell, sie hat eine sehr spezielle Anpassung des Kopfes und des Halses.» Die Scheibe auf dem Kopf fällt sofort auf und die Halswirbel sind im Verhältnis sehr dick. Ein Hinweis, wie wichtig die Kämpfe für die Fortpflanzung sind, sagt Loïc Costeur. «Das zeigt uns, dass das Tier sehr auf Kopfstösse angepasst war. Wir sehen hier ein Tier, das Verwandt mit der Giraffe ist und auch sein Kopf und sein Hals sind angepasst um bei der Reproduktion zum Zuge zu kommen.»
Loïc Costeur habe bei der Erforschung der Urzeitgiraffe aus China mitgearbeitet. Er und sein Kollege haben sich intensiv mit dem Innenohr der Fossilien aus China beschäftigt. Das ist nämlich ihr Spezialgebiet. «Wir haben dass auch bei Discokeryx angesehen, im Detail auch untersucht und herausgefunden, dass das Innenohr sehr ähnlich ist, zum Innenohr einer heutigen Giraffe. Das bedeutet, dass die zwei Tiere verwandt waren.»
Die These vom langen Hals für den Kampf, ist aber nicht neu, sondern hat es vorher schon gegeben. Die Entdeckung aus China und die Arbeit von Loïc Costeur haben neue Beweise gegeben, welche die Ansichten stützen.