Peter Wirz hegt und pflegt seinen Garten beim Eglisee seit über 30 Jahren. Die Ruhe, die Beschäftigung – sein Garten bedeutet ihm die Welt. Nun aber fürchtet Peter Wirz um seine Gartenidylle: «Kommt diese Öffnung, ist es vorbei mit unserer Privatsphäre».

«Durchwegung» als Reizwort
Stein des Anstosses ist die vom Grossen Rat verabschiedete Teilrevision des Basler Familiengartengesetzes. Das Gesetz enthält neu zwei Absätze, die es dem Kanton erlauben, Teile der Basler Freizeitgärten für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er nennt dies «Durchwegung».
Öffentliche Grünflächen und Teile der Freizeitgärten sollen verbunden werden und somit den öffentlichen Raum aufwerten. Dort, wo es auf Freizeitgartenarealen Spielplätze gibt, sollen diese ebenfalls modernisiert und der Bevölkerung zugänglich gemacht werden.

Pächter fürchten vermehrt Diebstähle
Der Report hat sich in den Freizeitgärten der Stadt umgehört und eine grosse Angst vor Diebstählen und Littering festgestellt. «Wir sind seit 22 Jahren hier und haben schon 9 Einbrüche erlebt», sagt etwa ein Hobbygärtner auf dem Areal Lacheweg. «Wie sähe das wohl aus, wenn unsere Gärten öffentlich wären?», fragt er rhetorisch.
Ricardo Sanchez vom Areal Milchsuppe sieht das weniger eng: «Ich lade die Leute einfach auf ein Gläschen ein, dann geht das schon». Marlies Schult gegenüber ist hingegen skeptisch: «Wenn einem alle in den Garten schauen, geht die Privatsphäre verloren. Das ist das Gegenteil von dem, was man in seinem Garten sucht».

Falsche Befürchtungen
Beim Kanton weist man darauf hin, dass eine falsche Vorstellung davon bestehe, was «Öffnung» bedeute. So würden ausschliesslich einzelne Wege zugänglich gemacht und diese erst noch mit Zäunen gesichert. Dass ganze Areale für alle frei begehbar seine, werde es nicht geben, auch in Zukunft nicht, sagt Karin Kook, Leiterin Freizeitgärten beim Kanton.
Bei der Basler SVP hält man dies für eine Salamitaktik. Auch wenn zurzeit nur einzelne Wege öffentlich würden, so sei es nicht ausgeschlossen, dass künftig weitere dazukommen und am Ende gar sämtliche Wege öffentlich begehbar seien. Sie hat deshalb das Referendum ergriffen. Auch die linke BastA! sammelt Unterschriften gegen das neue Familiengartengesetz.
Die Reportage «Ärger im Gartenparadies» sehen Sie am 30. März 2022 um 19:45 Uhr im TV und schon jetzt online.
Ich habe auch einen schrebergarten. Wir haben im 2018 ein neues gartenhaus gebaut und dies wurde 2020 durch brandstiftung zerstört und wir mussten nochmals von vorne anfangen. Ich wäre eher dafür, das die gartengelände besser eingezeunt anstatt geöffnet werden. Mit den halbhohen toren kann jeder darüber der möchte und vandalismus und brände legen. Das öffnen schadet der idylle und den frieden der gartenpächter.Report
Danke für den ausgewogenen Beitrag. Welche Bedeutung Gärten haben z.B. in der Erziehung von Kindern, als „Gruene Lunge“ einer Stadt, Vögelrückzugsgebiet etc. fehlt leider. Es ist peinlich, wenn Städteplaner ohne Rücksicht auf die Bürger:innen nachverdichten und dann eines Tages feststellen – ups, wir haben ja gar keine Naherholungsgebiete geplant. Und dann Freizeitgärten einfach publik machen. Dass es hier nicht um „Tomatenklau“ gehen wird, liegt auf der Hand. Gartengerätschaften sind teuer. Und die sind das Ziel bei einem Einbruch. Naiv die Aussage, man checke sich ja gegenseitig – auch nachts? Mögen die Kleingärterinnen die soviel Einsatz und Liebe (und Geld) in ihre Gärten stecken, genauso viel Kraft und Energie in ihre Verteidigung geben. Und allen Stadtplannerinnen in das Stammbuch schreiben: so einfach ist es nicht eine liebenswerte Stadt zu (ver-)planen! Das schreibt ein telebasel-Zuseher, dessen Garten als Bauerwartungsland umgeschrieben wurde und die Nachverdichtung und einhergehenden Temperaturanstieg in dem Stadtteil durch Betonversiegelung kopfschüttelnd wahrnimmt. (Stadt Freiburg im Breisgau/D betreffend.)Report
Wir wollen das nicht. Macht den Bock nicht zum Gärtner. Schafft lieber neue Pärke, statt Bäume abholzen wo’s nur geht!Report