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Dick und dumm durch Weizenmehl?

Ist der Ruf erst ruiniert, isst es sich ganz ungeniert: Weizenmehl wird gerne mal als Dickmacher bezeichnet. Was ist da wirklich dran?

Brot, Kuchen, Nudeln, Pizza – Mehl, überall Mehl. Eines der bedeutendsten Grundnahrungsmittel weltweit wird viel verzehrt. Gerade Weizenmehl hat bei manchen Menschen einen schlechten Ruf – doch was ist dran an der Annahme, diese Mehlsorte könne dick und dumm machen? Zum Welt-Mehl-Tag (20. März) gecheckt.

Behauptung: Weizenmehl macht dick und dumm.

Bewertung: Das ist nicht haltbar.

Fakten: Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist nicht der Weizen an sich problematisch, sondern der hohe Grad der Verarbeitung eines Getreides. «Aber «dick und dumm» ist selbst für sehr stark raffiniertes, weisses Weizenmehl nicht haltbar», sagt der Ernährungsexperte Stefan Kabisch von der Berliner Charité.

Der Experte weist auf ein allgemeines Problem bei Ernährungsstudien hin: Wenn man die Essgewohnheiten von Menschen auswerte, sei es quasi unmöglich, eine Komponente wie Weizenmehl isoliert zu betrachten. Deshalb lasse sich dessen konkreter Effekt auf die Gesundheit kaum einzeln messen.

Insulinspiegel steigt und sinkt rasant

Es sei allerdings plausibel, dass Menschen, die viel stark verarbeitetes Weizenmehl essen, ein höheres Risiko für Übergewicht haben, so Kabisch. Dabei spielt das Hormon Insulin eine Rolle. Es ist unter anderem dafür zuständig, Glukose (Traubenzucker) aus dem Blut in die Zellen zu schleusen.

Wenn man etwa Toast aus weissem Weizenmehl isst, das viel einfache Stärke enthält, sorgt das dafür, dass Blutzuckerspiegel und Insulinspiegel schnell ansteigen und schnell wieder abfallen. Ist das der Fall, bekommt man bald erneut Hunger. Dann isst man voraussichtlich eher wieder etwas als jemand, der ein Vollkornprodukt mit mehr Ballaststoffen verzehrt hat und bei dem Blutzucker- und Insulinspiegel langsamer steigen und sinken.

Kombination mit Zucker

Ausserdem gebe es einen vor allem statistischen Zusammenhang zwischen dem häufigen Konsum von Produkten aus stark verarbeitetem Weizenmehl und ungesunden (Ess-) Gewohnheiten allgemein, erklärt Kabisch. «Menschen, die viel Weizenmehl essen, nehmen meist auch zu viel Zucker zu sich, essen weniger Gemüse und rauchen öfter.»

Dass Weizenmehl dumm mache, dafür gebe es gar keine Belege, so der Mediziner. «Um Einflüsse auf den Intellekt nachvollziehen zu können, bräuchte man eine grossangelegte, gut designte, kontrollierte Studie, die die Entwicklung über einen langen Zeitraum untersucht.»

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