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Der Telebasel Report vom 16. März 2022.
Baselland

Baselbieter Gastfamilie nimmt zehn Ukraine-Flüchtlinge auf

Der Schrecken des Krieges wird in Füllinsdorf besonders deutlich: Mütter mit Babys versuchen fernab der Ukraine ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

Die 32-jährige Olga aus Charkiw sitzt auf einem Kinderbett weit Weg von ihrem Zuhause. Im Arm die 11-monatige Tochter, im Kopf ihr Mann, der zu Hause bleiben musste: «Sie haben heute wieder den ganzen Tag geschossen», sagt Olga. Sie weint, hat Angst um ihre Familie.

Zum Glück wird auch viel gelacht: Olga (hinten rechts) mit den anderen Geflüchteten beim gemeinsamen Kuchenessen. (Bild: Telebasel)

Zehn Flüchtlinge unter einem Dach

Im selben Haus in Füllinsdorf wohnen neben Olga auch noch ihre Schwester mit Familie, ihre Tante sowie ein weiteres Pärchen, das Hausherrin Martine Frey beim Bundesasylzentrum aufgegriffen hat. Zehn Personen sind es insgesamt: «Für uns war das selbstverständlich», sagt Martine Frey. «Als mein ehemaliger Rektor angefragt hat, haben ich und mein Mann sofort zugesagt».

Bernard und Martine Frey haben 5 erwachsene Kinder. Alle längst ausgezogen. Platz und Zimmer hat es also genug. Bernard hatte erfolgreich eine eigene IT-Firma aufgebaut, Martine war Lehrerin. Geld zum Helfen haben sie genug. Nur Geld alleine reicht nicht.

Unabdingbare Hilfe: Der Google-Übersetzer als zentrales Kommunikations-Tool. (Bild: Telebasel)

«Die Kommunikation ist obermühsam»

Viel wichtiger ist Zeit. Die Flüchtlinge brauchen Hilfe beim Registrierungsprozess im Bundesasylzentrum. Sie brauchen SIM-Karten für ihre Handys. Sie brauchen Windeln für ihre Babys: «Unsere Vorratskammer quillt aus allen Nähten», sagt Martine. Glücklicherweise erhalten sie von der Hilfeaktion Swiss Mega Park Kleider, Essen und Hygieneartikel.

Das Problem: Niemand der Ukrainerinnen spricht Englisch, geschweige denn Deutsch. Kommuniziert wird ausschliesslich via Übersetzer-App auf dem Handy: «Das ist obermühsam. Am Abend bin ich einfach nur kaputt vom ständigen Übersetzen», sagt Martine. Für sie sei es natürlich einfacher, sagt Sergej aus Cherkassy: «Wir können untereinander sprechen. Aber ist doch gut, gibt es solche Apps. Jetzt lernen wir halt Deutsch und Martine und Bernard Russisch», sagt er und lacht.

Nimmt sie ab, gehts ihr gut: mehrmals täglich telefonieren die Geflüchteten mit ihren Verwandten in der Ukraine. (Bild: Telebasel)

Die Schicksale der neuen Mitbewohner:innen belasten

Immer wieder telefonieren Olga, Iulia oder Walentina mit Daheim. Walentina hat ihre Babuschka am Handy, beide weinen: «Jeder Anruf könnte der letzte sein», sagt Walentina. Iulias Mama wollte nicht flüchten: «Die Ukraine ist ihre Heimat, ihr Daheim», sagt sie. Zudem seien ihre Katzen da.

Mehr als einfach nur da sein können Bernard und Martine nicht tun. Sie spürten eine enorme Dankbarkeit, sagt Bernard: «Sie haben uns schon versprochen, uns zu sich nach Hause einzuladen, wenn sie denn wieder nach Hause gehen könnten», sagt er.

Die Reportage «Ukraine-Flüchtlinge in Füllinsdorf – Zwischen Krieg und Gastfreundschaft» sehen Sie am 16. März 2022 um 19:45 Uhr auf Telebasel oder schon jetzt online.

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