Der positive Entscheid der Regierung hat das Geschäft von Hans Ledermann zwar kurzfristig angekurbelt, das ganze sei aber ein Tropfen auf den heissen Stein. «So wie ich das jetzt sagen kann, machen wir dieses Jahr etwa 25 Prozent des Umsatzes, den wir 2020 hatten», erklärt der Inhaber des Atelier Bajass.
Die finanziellen Einbussen der letzten beiden Jahre könne man in so kurzer Zeit nicht mehr aufholen. «Ich meine, seit der Bekanntgabe sind es noch gut drei Wochen.» Gefragt seien in diesen Tagen meistens Einzelmasken, erklärt Ledermann. «Das sind kleine Gruppen, die jetzt noch Ware kaufen, oder in den Secondhandshop kommen, weil sie noch einen Kittel, eine Hose oder einen Mantel brauchen.» Oder ironischerweise auch Leute, denen das alte Kostüm nicht mehr passt. Da heisst es: «Los, ich bruch e grösseri Waggishoose!»
Kein Cortège heisst keine Aufträge
Hans Ledermann macht wegen Corona dieses Jahr rund 300 Larven weniger. Vor allem deshalb, weil der Cortège nicht stattfindet. Das werde sich wie ein Rattenschwanz bis nächstes Jahr weiterziehen. Cliquen, die dieses Jahr ein neues Sujet anfertigen liessen, würden nächstes Jahr kein neues brauchen, bestätigt auch Schneiderin Maegi Bunzel: «Ich nähe nur Guggenmusiken und Wagencliquen. Die haben ja alle ihre Kostüme und Larven vom 2020 und die werden warten, bis es einen Cortège gibt und werden es erst dann präsentieren. Das ist auch verständlich, das sind alles neue Sachen, die zuerst getragen werden müssen.»
Dieses Jahr blieb es ruhig
Von den bis zu 400 Kostümen, die sie sonst nähte, sind es dieses Jahr noch um die 40. Ein solcher Zustand habe Maegi in ihrer ganzen Karriere noch nicht erlebt. Sonst sei es um diese Zeit immer richtig anstrengend gewesen. «Da war ich ganz sicher nicht so locker und hätte keine Zeit gehabt Interviews zu geben. Da nähst du einfach von morgens bis nachts, weil das Zeug ja alles fertig und parat sein muss. Und wenn man so 300-400 Kostüme nähen will, ist es am Schluss immer ein Wettlauf gegen die Zeit.» Es sei lange nicht so entspannt gewesen wie jetzt. «Das ist beängstigend.»
Kaum Nachwuchs
Nächstes Jahr hat Maegi Bunzel ihr 35. Jubiläum. Dann will sie in Pension gehen. Auch, weil sie in den letzten zwei Jahren kaum arbeiten konnte. Ihre Stammcliquen müssen sich dann eine neue Schneiderin suchen. «Natürlich sind sie traurig und es ist halt schade, dass es nicht viel Nachwuchs gibt. Weil, es ist ein schwieriger Beruf, um zu überleben. Also man muss da sehr viel Herzblut drin haben.»