Featured Video Play Icon
Der Telebasel Newsbeitrag vom 26. Dezember 2021.
Schweiz

Verein will mehr Wissenschaft in der Politik

Die Covid-Pandemie hat gezeigt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse selten den Weg in die Politik finden. Der Verein CH++ will das ändern.

Daten, wissenschaftliche Erkenntnisse und Expertenmeinungen sind jetzt während der Covid-Pandemie wichtig, allgegenwärtig und im unüberschaubaren Überfluss vorhanden. Doch wie damit umgehen, wie den Überblick bewahren? Der neu gegründete Verein CH++ will Wissenschaft, Gesellschaft und Politik näher zusammenbringen. Der in Basel beheimatete Verein will unabhängig von Partei- und Interessenspolitik sein. Finanziert wird CH++ über Spenden. Das garantiere die Unabhängigkeit, so der Verein auf seiner Webseite.

Strukturelle und kulturelle Probleme

«Wir haben uns vor bald einem Jahr zusammengetan, weil wir gemerkt haben, es läuft etwas schief und zwar oberflächlich in der Bekämpfung der Coronapandemie, aber dass das Problem eigentlich viel tiefer liegt», sagt der Informatiker Hannes Gassert, Vorstand von CH++. Die tieferliegenden Probleme hätten sich zum Beispiel zum Höhepunkt der zweiten Coronawelle gezeigt, bei der Tag für Tag über 100 Menschen an Covid-19 starben.

«Die Probleme sind strukturell, dass die Strukturen, die wir haben nicht bereit dafür sind, dass wir mit so einer Krise fertig werden und sie sind kulturell, weil wir uns seit langem daran gewöhnt haben, ah wir sind ja in der Schweiz, kommt schon alles gut.» Zu lange, haben man sich auf der Vorstellung der hochkompetenten Schweiz ausgeruht, so Gassert. Das sei nach fast zwei Jahren Pandemie nicht mehr möglich.

Doch «diese Vorstellung hat ganz stark gelitten. Weil es kommt halt nicht einfach so gut. Darum haben wir gesagt, es braucht CH++, eine Kraft die sagt, wir wollen eine Schweiz, die dank Wissenschaft und Technologie, nachhaltig, wohlhabend und gesund ist» sagt Gassert.

Ehemalige Taskforce-Mitglieder

Einige Mitglieder des Vereines CH++ waren zeitweise ein Teil der Covid-19 Task Force vom Bund, wie zum Beispiel Dominique de Quervain und Marcel Salathé. Damit hatten Sie die Möglichkeit, der Politik Empfehlungen für das Pandemiemanagement abzugeben. Doch nur beratend zur Seite stehen, reiche nicht mehr, findet man beim Verein CH++. «Wir haben gesagt, es braucht ein Player, der aktiver ist, konkreter; tatsächliche Forderungen macht an die Politik und in dem Sinne auch politischer ist», so Vorstand Gassert.

Ein konkretes Projekt des Vereines ist, dass bei den nächsten nationalen Wahlen Parlamentarier:innen auf ihre Wissenschaftlichkeit und Technologiekompetenzen untersucht und bewertet werden. «Wenn jetzt das dazu führt, dass mehr Leute mit einem wissenschaftlichen Grundverständnis, wenn mehr Leute mit einer Technologieaffinität ins Parlament kommen im Jahr ’23, dann freut uns das sehr» sagt Gassert zum Ziel dieses Projektes.

Andere Sicht als Bundesrat

Gesundheitsminister Alain Berset sagt im Mai 2021 in einer Talksendung von SRF, er habe zu Beginn der Pandemie die Wissenschaft zu wenig hinterfragt. Also hört man jetzt während der Pandemie vielleicht nicht zu stark auf die Wissenschaft? Nein, sagt Hannes Gassert, das Gegenteil sei der Fall, denn «man hat damals zu wenig auf die Wissenschaft gehört und man hört auch heute noch zu wenig auf die Wissenschaft.»

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Mehr aus dem Channel