An der Berlinale 2021 wurden trotz fehlendem Publikum auch in diesem Jahr die Preise vergeben. (Bild: Keystone)
International

Rumänische Satire gewinnt Goldenen Bären der Berlinale

Die experimentelle Satire «Bad Luck Banging or Loony Porn» des rumänischen Regisseurs Radu Jude hat den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen.

Der Film erzählt von einer Lehrerin, die wegen eines privaten Sexvideos in Schwierigkeiten gerät. Die Jury zeichnete am Freitag auch die deutsche Schauspielerin Maren Eggert aus – sie bekam den wichtigsten Schauspielpreis des Festivals. Die 47-Jährige spielt in der Tragikomödie «Ich bin dein Mensch» von Regisseurin Maria Schrader eine Wissenschaftlerin am Pergamonmuseum. Sie soll einen humanoiden Roboter testen – und verliebt sich in ihn. Eggert bekam den Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle, wie die Filmfestspiele in Berlin bekanntgaben.

«Ihre Präsenz machte uns neugierig, ihr Charme sensibel», erklärte die internationale Jury, die ihre Entscheidung online mitteilte. Erstmals wurden die Schauspielpreise nicht mehr getrennt nach Geschlecht vergeben, sondern für Haupt- und Nebenrolle. Der Preis für die beste Leistung in einer Nebenrolle ging an Lilla Kizlinger für den Episodenfilm «Forest – I See You Everywhere».

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt. Wegen der Pandemie fanden die Filmfestspiele vorerst online statt – im Juni soll es ein öffentliches Festival geben. Dann ist auch die Preisverleihung geplant.

Zwei Preise für Schweizer Produktionen

In diesem Jahr liefen 15 Beiträge im Wettbewerb, darunter keine Produktion aus der Schweiz. Allerdings punkteten Schweizer Filme in den Wettbewerbskategorien «Encounters» und «Generation 14plus».

Für ihren Film «Das Mädchen und die Spinne» («The Girl and the Spider»), der in der Sektion Encounters angetreten ist, wurden die beiden Schweizer Regisseure Ramon und Silvan Zürcher mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet; sie teilen sich den Preis mit dem kanadischen Regisseur Denis Côté und dessen Film «Hygiène sociale» («Sozialhygiene»).

Bereits am Donnerstag wurde «La Mif» des Genfer Regisseurs Frédéric Baillif im Wettbewerb «Generation 14plus» mit dem Grossen Preis der Internationalen Jury für den Besten Film ausgezeichnet.

Der Preis der Jury ging an den Dokumentarfilm «Herr Bachmann und seine Klasse». Regisseurin Maria Speth hat dafür über längere Zeit eine Schulklasse in Hessen begleitet. Sie freue sich darauf, den Film sobald wie möglich mit Publikum im Kino zu sehen, teilte sie mit.

Den Grossen Preis der Jury erhielt der Episodenfilm «Wheel of Fortune and Fantasy» des Japaners Ryusuke Hamaguchi. Dénes Nagy aus Ungarn bekam den Regiepreis für den Anti-Kriegs-Film «Natural Light», der Südkoreaner Hong Sangsoo den Drehbuchpreis für den Schwarz-Weiss-Film «Introduction». Der Silberne Bär für eine herausragende künstlerische Leistung ging an die Doku «A Cop Movie» über Polizisten in Mexiko.

Artifizielle Kinokunst

Wegen der Pandemie gab es keine Filmvorführungen am Potsdamer Platz. Stattdessen konnten Fachleute und Journalisten online Filme schauen. Die Jury bestand aus sechs Regisseurinnen und Regisseuren, deren Filme selbst schon mal einen Goldenen Bären gewonnen haben. Die Jury zeichnete vor allem die artifizielle Kinokunst aus.

Im Gewinnerfilm «Bad Luck Banging or Loony Porn» ist schon die Anfangsszene nicht zimperlich. Man sieht einen Mann und eine Frau, die wild zugange sind. Und immer wieder Bilder von einem Penis. Es sind Bilder aus einem Amateurporno, den eine Lehrerin mit ihrem Mann gedreht hat. Das Video landet im Internet und die Lehrerin muss sich nun vor den Eltern ihrer Schüler erklären.

Man sieht ihr bei langen Streifzügen durch die Stadt zu, im Hintergrund heulen Sirenen, irgendwann taucht ein Mensch im Hasenkostüm auf. Regisseur Radu Jude nutzt das als Ausgangssituation, um in einem zweiten Teil ein ausuferndes Puzzle aus Schauspielszenen, historischen Aufnahmen und Zitaten zu zeigen. Er baut ein verstörendes Panorama alltäglicher Menschenfeindlichkeit.

«Es ist ein kunstvoll ausgearbeiteter Film, der zugleich ausgelassen ist, intelligent und kindisch, geometrisch und lebendig, auf beste Art ungenau», heisst es im Statement der Jury. Der Film greife das Publikum an, rufe Widerspruch hervor und erlaube doch niemandem, Sicherheitsabstand zu halten. Gedreht wurde der Film während der Pandemie, man sieht viele Menschen mit Mundschutz.

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