Die Schweizer Nati verliert zum Auftakt der Nations League in der Ukraine mit 1:2. (Bild: Keystone)
International

Schweiz kassiert in der Ukraine einen Dämpfer

Die Schweiz ist mit einer Niederlage in die Nations League gestartet. Das Team von Vladimir Petković unterlag in Lwiw der Ukraine 1:2.

Die Schweiz startete mit einer Niederlage zur Nations League. In Lwiw verlor sie in gespenstischer Atmosphäre gegen die Ukraine 1:2. Das sehenswerte Ausgleichstor von Haris Seferović reichte nicht zum Punktgewinn, weil die Schweizer nach der Pause stark nachliessen.

Am Ende war die Niederlage nicht zwingend, aber sie war auch nicht das falsche Verdikt. Einer guten Leistung in der ersten Halbzeit, die mit dem sehenswerten Ausgleichstor durch Haris Seferović kurz vor der Pause belohnt wurde, folgte ein deutlicher Leistungsabbau je länger das Spiel dauerte.

Der Kopfball von Ruben Vargas an den Pfosten nach 55 Minuten war im Prinzip das letzte ernsthafte Lebenszeichen der Schweizer im gegnerischen Strafraum.

Nicht besser, aber mehr Erfahrung

Die Ukraine stellte nicht die bessere Mannschaft. Aber am Ende hatte sie mit Andrij Jarmolenko, dem Torschützen zum 1:0, und Oleksandr Sintschenko von Manchester City zwei Spieler mit Premier League-Erfahrung, welche das Gleichgewicht auf die Seite des Gastgebers kippen liessen.

Oleksandr Sintschenkos Heber mit dem linken Fuss aus halblinker Position war in der 68. Minute so entscheidend wie sehenswert. Sein Nationaltrainer Andrij Schewtschenko hätte es zu seinen besten Zeiten als Weltfussballer von Milan nicht schöner erzielen können.

Dämpfer zum Auftakt für die Nati

Während Schewtschenko mit seinem Team den Aufwärtstrend zumindest vom Resultat her fortsetzte, blieb Vladimir Petković mit seiner ersatzgeschwächten Auswahl im ersten Länderspiel des Jahres in den Startblöcken hängen.

Dieses 61. Spiel von Petković als Schweizer Nationalcoach (er zog damit mit seinem Vorgänger Ottmar Hitzfeld gleich) war so einerseits eine ärgerliche Angelegenheit, es war aber wohl auch eines der sonderbarsten Länderspiele der SFV-Geschichte.

Da war die gespenstische Atmosphäre im leeren EM-Stadion von 2012. Da war auch die Ungewissheit über den Formstand der Spieler, den Zustand der Mannschaft nach einer Pause von fast zehn Monaten und nach nur drei Trainingseinheiten. Und da war dieser Wettbewerb Nations League, von dem auch die Protagonisten nicht so genau zu wissen schienen, ob er mehr Teil der Vorbereitung auf die EM-Endrunde im kommenden Sommer sein soll als erstes Pflichtspiel auf dem Weg zu einem internationalen Titel.

In dieser Konstellation kam ein Spiel heraus, welches die Schweiz dank ihres Talents, ihrer Ordnung und ihres gepflegten Aufbaus zwar ordentlich absolvierte, in dem aber die letzte Konsequenz fehlte, die letzte Hingabe vielleicht auch, um gegen eine soliden, aber nicht unwiderstehlichen Gegner ein positives Resultat zu erreichen.

Am Sonntag bietet sich im Heimspiel im leeren St.-Jakob-Park gegen Deutschland die Chance zur schnellen Reaktion.

Ordnung trotz Rückstand gewahrt

Wenigstens eine Halbzeit lang zeigte die Schweiz aber eine überzeugende Leistung. Darauf wird Vladimir Petković aufbauen. Trotz frühem Rückstand durch Jarmolenkos Absatztor in der 14. Minute und nach einem Fehler von Torhüter Yann Sommer verloren die Schweizer die Ruhe nicht und blieben dominant. Es war in der ersten Halbzeit ein Auftritt, der rechtfertigte, dass Vladimir Petković vor dem Spiel gesagt hatte, sein Team kenne die Prinzipien des Systems.

Die Ordnung ging nicht verloren – auch nicht nach einer Pause von fast 300 Tagen und auch nicht aufgrund der vielen (unfreiwilligen) Wechsel. Im Vergleich etwa zu den Spielen im letzten November gegen Georgien und Gibraltar musste Vladimir Petković auf sechs Positionen umstellen, weil er acht Absagen hatte hinnehmen müssen. Die Mannschaft spielte in dieser Zusammensetzung noch nie zusammen. Djibril Sow etwa stand erstmals in der Startformation, Ruben Vargas bestritt erst sein viertes Länderspiel und Steven Zuber hatte im vergangenen Herbst alle Partien verpasst.

Shaqiri ist nicht zu ersetzen

Ballbesitz, Dominanz im Mittelfeld, gepflegter Aufbau über die Seiten: Es war also im Prinzip der gewohnt solide Auftritt der Schweizer. Doch er offenbarte auch die gewohnten Defizite. Viel Ballbesitz führen – zumindest gegen einen Widersacher aus der Gewichtsklasse der Ukraine – weiterhin zu wenig Torgefahr. Als Seferović kurz vor der Pause zum 1:1 traf, war dies der erste Schuss, der auf das gegnerische Tor flog.

Und bei dieser Erkenntnis ist man bald einmal wieder bei der Personalie Xherdan Shaqiri. Es bleibt dabei, dass die Schweizer schlecht auf die Qualitäten ihres talentiertesten Offensivspielers verzichten können.

Gegen die Ukraine fehlte der Liverpool-Professional wegen einer Oberschenkelverletzung und zum siebten Mal in Folge. Von den letzten elf Länderspielen hat Xherdan Shaqiri neun verpasst. Nimmt man das Spiel von Lwiw zum Massstab, muss man erkennen: Kein Zuber, kein Vargas, kein Renato Steffen und auch kein Breel Embolo können einen gesunden und motivierten Xherdan Shaqiri ersetzen.

Telegramm

Ukraine – Schweiz 2:1 (1:1)

Lwiw. – Keine Zuschauer. – SR Ekberg (SWE). – Tore: 14. Jarmolenko 1:0. 41. Seferovic 1:1. 68. Sintschenko 2:1.

Ukraine: Pjatow; Tymtschyk, Krywzow, Matwijenko, Michailitschenko; Stepanenko, Sintschenko, Malinowski; Jarmolenko, Moraes, Konopljanka (54. Jaremtschuk).

Schweiz: Sommer; Elvedi, Akanji, Rodriguez; Mbabu, Sow (82. Aebischer), Xhaka, Zuber (46. Steffen); Embolo, Vargas (73. Ajeti); Seferović.

Bemerkungen: Schweiz ohne Shaqiri, Schär, Freuler, Zakaria, Mehmedi und Itten (alle verletzt) sowie Cömert (Trainingsrückstand) und Fernandes (krank). 10. Pfostenschuss von Malinowski. 55. Kopfball von Vargas an den Pfosten. Verwarnungen: 59. Elvedi (Foul). 83. Steffen (Foul). 86. Tymtschyk (Foul).

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Mehr aus dem Channel