In Anlehnung an die «Mohrenkopf»-Diskussion wollte sich eine Volg-Filiale in der Ostschweiz einen Scherz erlauben, wie «20 Minuten» berichtet: «Mit Schoggi überzogni Eiwiissmassä mit Migrationshintergrund :-)», heisst es auf einem Schild im Laden. Die Aktion sorgt für Kritik. «Ist das eurer Ernst, Volg? Oder wollt ihr einfach die Nähe zur SVP wieder mal herausstreichen?», schreibt Thomas Häfliger, der ein Foto des Schildes bei Twitter postete.
Ist das Euer Ernst #Volg von @fenaco? Oder wollt ihr einfach die Nähe zur @SVPch wieder mal herausstreichen? pic.twitter.com/XEdEbmOX1z
— Thomas Häfliger (@Thomas_toao) July 30, 2020
Das Foto des Angebots soll seit Donnerstag auf Facebook und WhatsApp zirkulieren. Gegenüber der Zeitung vermutet Thomas Häfliger, dass eine «verbale Entgleisung eines lustig sein wollenden Filialleiters» dahinter stecke.
Ärger bei Usern
Auch andere User ärgern sich über das Schild: Entweder verkaufe man das Produkt oder nicht, so ein Kritiker: «Aber diese Produktbeschriftung ist jenseits!» Andere User rechnen mit einem Imageschaden für Volg. Kolumnist Peter Schneider kommentiert ironisch: «Schenkelklopf! Lauthalsschmunzel! Lustighab!»
Auch hier gibt es wieder User, welche die Aufregung nicht verstehen. SVP-Politiker Michael Frauchiger bezeichnet das Schild als Fake. Ein User bekräftigt: «Ja, linker Gesinnungskontrolleur. Das ist ein Fake. Auch wenn es bei dem ganzen hysterischen Gesinnungsterror von Linken durch Black Lives Matter eine erheiternde Idee wäre». Ein anderer schreibt: «Skandal, OMG, Skandal. Hört mich denn niemand, hallo!? Die sitzen im Volg und machen Witze über unsere Bünzligkeit. Muss ich gleich auf Twitter meinen Frust rauslassen!!»
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Seit die Migros die Dubler-Mohrenköpfe aus dem Sortiment genommen hat, läuft die Produktion in Waltenschwil AG auf Hochtouren, schreibt die «Aargauer Zeitung». Die Nachfrage nach den Süssigkeiten sei sehr gross. «Ich kann gar nicht so viel produzieren, wie die Leute wollen», sagt Robert Dubler (73).
Am Hauptstandort in Waltenschwil muss jetzt rationiert werden. Nur noch einen Karton pro Person wird herausgegeben. Aktuell sei er trotzdem mit 4’000 bis 5’000 bestellten Kartons in Verzug. Bis zu zwei Wochen müssen Kunden auf die «Mohrenköpfe» warten. Auf der Homepage der Firma warnt Dubler seine Kunden eindringlich: «Situation am Schalter ausser Kontrolle! 1 Karton pro Person. Bitte nächste Woche!»
Die Zürcher Migros-Filiale hat die Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Sortiment genommen, weil die Bezeichnung als rassistisch empfunden werden könne. Auch Volg hat sich daher überlegt, die «Mohrenköpfe» von Dubler aus den Regalen zu verbannen. Doch der Detailhändler kommt zum Schluss, dass das Produkt bleiben darf. Das berichtet «20 Minuten».
Zum jetzigen Zeitpunkt ein bewährtes und qualitativ hochstehendes Schweizer Traditionsprodukt aus dem Sortiment zu nehmen sei unverhältnismässig, so eine Mediensprecherin zu «20 Minuten». Volg werde die Rassismus-Diskussion um die «Mohrenköpfe» aber im Auge behalten.
-minu postet auf Twitter ein Video zur «Mohrenkopf»-Diskussion. «Dazu sage ich GAR nichts», sagt die Basler Legende in einem scherzhaften Video.
KEIN KOMMENTAR! pic.twitter.com/DqlaqaYM4d
— Minu (@minubasel) June 13, 2020
Schaumküsse nennt die Migros ihr M-Budget-Produkt. Doch fertiggedacht wurde dabei offensichtlich nicht, denn: Die italienische Bezeichnung lautet «Moretti». Auf deutsch heisst das «braune Buben». Nach öffentlicher Kritik verspricht die Migros gegenüber dem Blick Besserung. «Der Name ‹Moretti› bei unserem M-Budget-Produkt wird in den kommenden Wochen angepasst», sagt ein Sprecher.
Gleichzeitig haben viele Kunden das Bedürfnis, sich bei der Migros zu melden. Die Infoline der Migros ist überlastet.
Genau mein Humor liebe @migros oder gilt die Empörung nur beim deutschen Wort 🤔 pic.twitter.com/mmJhXiMpAT
— Martin Krumm (@MartinKrumm) June 12, 2020
Die Migros Zürich hat die Dubler-«Mohrenköpfe» aus den Regalen verbannt. Die Basler Schwester-Genossenschaft jedoch will am Verkauf der Mohrenköpfe der Othmar Richterich AG festhalten, erklärte sie der Schweiz am Wochenende. Denn, anders als im gesamten deutschsprachigen Raum, habe der Name der Süssigkeit aus Laufen keinen rassistischen Bezug.
Es ist seit Jahren eine umstrittene Frage in der Schweiz: ist der Begriff «Mohrenkopf» wirklich rassistisch? Die Richterich-Kunden finden dies unverständlich. Denn schliesslich wurde ihnen den Begriff schon als Kind beigebracht.
Der Telebasel Newsbeitrag vom 12. Juni 2020.
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Die Webseite von Dubler war am Freitagmorgen nicht mehr erreichbar – überlastet? Auf Nachfrage von Telebasel bestätigt die Firma den Ausfall. Man wisse jedoch nicht, was los sei. Dies sei im Moment auch nicht so wichtig, erklärt ein kurz angebundener Mitarbeiter des Aargauer Unternehmens. Der Grund: Was am Mittwoch an «Mohrenköpfen» produziert wurde, sei bereits verkauft worden. Weil am gestrigen Fronleichnam nicht produziert wurde, würde nun ausserplanmässig eine Extraschicht eingelegt, um die Nachfrage zu decken.
Derweil solidarisieren sich die Dubler-Fans auf den Sozialen Medien und planen Aktionen, um das Unternehmen zu unterstützen. So auch die Brauerei Freihof in Gossau, St. Gallen.
Dass die Migros die Dubler-«Mohrenköpfe» aufgrund der Rassismusdebatte rund um den Tod von George Floyd aus dem Sortiment stricht, stösst bei Experten auf Kritik. Andere Lieferanten könnten sich durch das Handeln verunsichert fühlen, schreibt 20 Minuten.
Reputations-Experte Bernhard Bauhofer kritisiert: «Das war taktisch nicht sehr klug, da es sich bei dem Markennamen um ein starkes Label handelt.» Es wirke so, als ob Migros das Produkt aufgrund eines einzigen Tweets aus dem Sortiment strich. Das Detailhandelsunternehmen bekräftigte jedoch, dass der Entscheid schon vor dem Tweet zur Diskussion stand.
Laut Bauhofer könne die Aktion jedoch «vorschnell» wirken und andere Lieferanten verunsichern «die jetzt die Loyalität der Migros hinterfragen werden». Der Experte hätte zu einem Gespräch mit Dubler geraten, um einen Kompromiss mit dem «Mohrenkopf»-Hersteller zu erarbeiten.
Dubler-Chef Robert Dubler (72) verliert mit dem Ausstieg der Migros aus seinem «Mohrenköpfen» nur etwa zwei Prozent Verkäufe, wie er gegenüber «Blick» sagt. 50 Prozent des Umsatzes mache er daheim. Beim Volg, der ebenfalls einen Ausstieg in Erwägung zieht, wären es zehn Prozent.
Verteidigt den Namen seiner Süssspeise: Robert Dubler. (Bild: Keystone)
Das Problem sei nicht der Name, sondern die Gesellschaft so Dubler zum Namensstreit. «Etwas verändern und Gutes tun bedeutet, dass man den Kontinent Afrika fairer behandelt. Aber dazu sind die Menschen nicht bereit, das würde ja etwas kosten», so der Produzent. «Den Namen zu ändern, kostet nichts und ist viel einfacher.»
Der Hersteller Richterich in Laufen hielt auf seiner Homepage fest, «Mohrenkopf» dürfe man sagen. Das habe im Laufental und im «Schwarzbuebeland» einen geschichtlichen Hintergrund, der nichts mit dunkelhäutigen Menschen zu tun habe. Schon seit Jahrhunderten hätten die Bewohner der Ortschaften im Laufental «Spitznamen». So nenne man zum Beispiel die Zwingener «Chabischöpf», die Dittinger «Schnägge», die Röschenzer «Mattegumper», die Wahlener «Gschwellti» und die Laufener «Mohre».
Das Wort «Mohren» komme von Moor, was im Altdeutschen «Wildschwein» bedeute. Somit sei es es vor rund 80 Jahren naheliegend gewesen, dass die Ur-Laufener Familie Richterich ihren eigenen «Mohrenkopf» kreiert habe.
Eine lange Schlange hat sich vor dem Fabrikladen der Firma Dubler in Waltenschwil im Kanton Aargau gebildet. Der Andrang sei riesig, berichtet ein Besucher gegenüber 20 Minuten: «Da hat es Autos aus allen Kantonen! Aus Schaffhausen, Solothurn, Thurgau, Zürich – von überallher sind die Leute gekommen und finden fast keine Parkplätze.»
(Screenshot: 20 Minuten)
Laut dem Bericht würden sich rund 100 Personen mit dem Betrieb solidarisieren und in der Schlange stehen – Tendenz steigend.
Am Donnerstag zog Migrolino nach: «Die Debatte rund um den Namen war schon länger bei uns Thema», so ein Migrolino-Sprecher auf Nachfrage von Blick. «Wir schliessen uns der Migros jetzt an.» Doch damit nicht genug: Auch Volg zieht die Notbremse: «Wir erachten den Namen nicht mehr als zeitgemäss und werden mit dem Lieferanten das Gespräch suchen.» Aufgrund der «langjährigen und guten Geschäftsbeziehung» sei die Dorfladen-Kette bestrebt, «eine faire Lösung zu finden». Mehr dazu hier.

Auch aut Twitter laufen die Diskussionen heiss….
Die umstrittene Süssspeise heisst in der @migros
z.B. «Kisss Party Milk». Niemand sagt aber: «Ich esse noch einen Kisss Party Milk». Das Produkt müsste neu positioniert werden, mit einem coolen Namen, der zieht. Sonst bleibt’s ugs. ein «Mohrenkopf», #Dubler-Embargo hin oder her. pic.twitter.com/tdFaq9JUcW— Matthias Dörig (@mat_doe) June 11, 2020
Wenn ich «Mohrenkopf» höre, dann denke ich an die Süssigkeit. Wer dabei an einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe denkt, der hat ein Problem, welches keine Namensänderung der Süssigkeit ändert. Oder?#Mohrenkopf #Dubler #Migros
— Renato Salvi (@RenatoSalvi) June 11, 2020
Der Entscheid der Migros, die Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Sortiment zu kippen, hat bei der Telebasel-Community für kontroverse Diskussionen gesorgt. Viele Leser schlagen sich die virtuelle Hand auf die Stirne ab der Neuigkeit. «Geht’s noch?», schreiben einige. «Lächerlich», «Ohne Worte» und «Jetzt spinnt die ganze Welt», heisst es da etwa. Andere Userinnen und User finden die Änderung übertrieben, auch andere Lebensmittel hätten Bezüge zu Menschen. So schreibt etwa eine Userin, ob dann Berliner, Hamburger und «Schnägg» nicht auch problematisch seien. «Dann wird es ja ganz schräg!», so der Kommentar.
Viele sprechen sich derweil für den Entscheid der Migros aus. «Bravo Migros», heisst es da etwa. «Väter, Mütter, Töchter, Söhne, egal welcher Hautfarbe und Herkunft wollen nicht länger diskriminiert werden.»
Wie die bz berichtet, hat Manor am Donnerstagmorgen die Richterich-«Mohrenköpfe» aus dem Regal räumen lassen. «Aufgrund der aktuellen Diskussion haben wir entschlossen, die Produkte mit sofortiger Wirkung aus den Regalen zu nehmen, stehen aber in Verhandlungen mit unseren Lieferanten, damit man die Produkte umetikettieren beziehungsweise neutral beschriften kann», kommentiert Manor.
Die Bezeichnung «Mohrenkopf» sei rassistisch und solle nicht mehr verwendet werden dürfen, das forderte eine Petition im Jahr 2017. Damals erklärte sich die Firma Richterich gegenüber Telebasel folgendermassen: Das Wort «Mohr» bezeichnet die Bewohner von Laufen. Und das Wort Mohr gehe auf den altdeutschen Begriff «Môre» für Wildschwein zurück. «Von Rassismus ist also keine Spur», erklärte Alexandra Bruch, die Filialleiterin der Firma Richterich damals.
«Mohrenkopf» oder «Schokokuss», die Diskussion beim Namen um das Süssgebäck spaltet seit Jahren die Geister in der Schweiz. Während die einen die ursprüngliche Bezeichnung «Mohrenköpfe» als rassistisch einstufen, finden das andere übertrieben: Der Name sei Tradition und habe nichts mit Rassismus zu tun.
So heissen auch die Kreationen der Firma Dubler nach wie vor «Mohrenköpfe». Im Licht der jüngsten Ereignisse hat Migros nun entschieden, das Produkt aus dem Regal zu nehmen, wie «Watson» schreibt. In zwei Filialen in Zürich wurde das Produkt noch verkauft.
Wir haben uns dazu entschieden, das Produkt aus dem Sortiment zu nehmen. Die aktuelle Debatte hier hat uns dazu bewegt, die Situation neu zu beurteilen. Dass dieser Entscheid ebenfalls zu Diskussionen führen wird, ist uns bewusst. ^nk
— Migros (@migros) June 10, 2020
Das Voting sagt ja schon alles, fast 90%finden Mohrenkopf OK! Da kommz mir ein markiger Spruch eines Professors an einem Verkaufs-Seminar in den Sinn …»10% der Menschen sind wirklich gut, 80% sind Kreti&Pleti und 10% sind unbrauchbare A….löcher»Report
Die heissen schon lange so pastaReport