Heinz Müller steht vor dem Sommercasino in Basel. Der Anblick des alten Landhauses weckt zwiespältige Erinnerungen: «Zum einen sind es schöne, da ich viele Kameraden hatte hier drin. Zum anderen aber auch schlechte, geprägt von Angst», sagt der Zeitzeuge.
Von 1938 bis 1946 fungierte das heutige Jugend- und Konzerthaus nämlich als Auffanglager für jüdische Flüchtlinge.

Polizei-Inspektorat hatte das Sagen
Heinz Müller erinnert sich noch genau, dass es am Eingang zwei Zimmer gab: eines für den Lagerleiter, eines für die Aufsichtsperson der Polizei.
Auf dem Papier seien es die jüdischen Organisationen selbst gewesen, die für die Organisation, Führung und Finanzierung des Lagers verantwortlich waren. De facto habe die Israelitische Gemeinde Basel-Stadt aber lediglich die Befehle des Polizei-Inspektorats ausgeführt, sagt Heinz Müller: «Im Grunde war das wie in Nazi-Deutschland: Die Besatzungsmächte haben dem Judenrat ihre Befehle erteilt, die dieser dann ausführen musste».
Müller verweist auf diverse Dokumente, auf denen die Israelitische Gemeinde Basel Stadt als Verfasser signiert, jedoch stets neben dem Stempel des Basler Polizei-Inspektorats, welches die Beschlüsse «genehmigt» habe.

Bombardements und Kriegsende
Im zweiten Teil der Reportage erzählen Zeitzeugen im Report zudem, wie sie das Kriegsende und die Bombardierung des Basler Gundeli-Quartiers 1945 erlebt haben, wie sich regelmässig britische Bomber über der Stadt sammelten, um Angriffe im Elsass zu fliegen und wie erlebt haben.
Der Telebasel Report vom Mittwoch, 20. Mai 2020, um 19:45 Uhr.
Ein besonderer Dank gilt folgenden Helfern:
- dem Theater Ex/Ex, welches uns ihre Aufnahmen zum Theaterspaziergang «Fast täglich kamen Flüchtlinge» zur Verfügung gestellt hat. Sofern corona-bedingt möglich, können Interessierte ab Juni wieder live am Theaterspaziergang dabei sein.
- Dan Shambicco von der Gedenkstätte für Flüchtlinge des 2. Weltkrieges in Riehen für Tat und Rat
- den Zeitzeugen Heinz Müller, Susanne Müller-Steffen und Erna Gloor für deren Zeit und freundliche Mithilfe.
Den ersten Teil der Reportage können Sie hier nochmals anschauen.