Er schreibe gerade einen interaktiven Roman. Und dies erst noch in litauischer, russischer und deutscher Sprache. So beschreibt Benjaminas Zavurskis sein ehrgeiziges Projekt. Was den Blogger von anderen unterscheidet: Er lebt auf der Strasse. Nachtsüber sei er stets mit einem doppelten Schlafsack unterwegs. Tagsüber aber schreibe er Texte, etwa zu spirituellen Themen. Dafür nutzt er die Internetverbindung im Tageshaus für Obdachlose.
Aber nicht nur deswegen sucht der gebürtige Litauer die warme Stube der «Stiftung Sucht» auf. Besonders während der Weihnachtszeit habe er es geschätzt, hier die Tage in Gemeinschaft zu verbringen. «Das ist für mich eine Rettung – man kann ankommen, Kaffee trinken, sich mit den Leuten unterhalten, die Kleider waschen und duschen», lobt er. Er selbst bezeichnet sich als einen der wenigen «bewusst Obdachlosen» Basels.
«Es kann jeden erwischen»
Dies ist aber bei Weitem nicht bei allen Tageshaus-Gästen der Fall. Deren Biografien könnten unterschiedlicher nicht sein. «Wir haben vom gestrandeten Professor, vom ehemaligen Spielcasinosprenger bis zum Hilfsarbeiter alles da», erklärt Tageshaus-Mitarbeiter Christoph Zeiser. «Es gibt keine gewöhnliche oder ungewöhnliche Geschichte, es kann jeden erwischen».
Mehr Menschen aus der Psychiatrie
Der bisher milde Winter spiele dabei keine grosse Rolle. Die Zahl der Klienten sei in etwa konstant geblieben. Auffällig sei aber in letzter Zeit die Zunahme von zwei bestimmten Gästegruppen. Ein Faktor sei hier die Fallpauschale bei psychiatrischen Behandlungen. «Wir haben deutlich mehr psychiatrisch auffällige Leute hier bei uns». Wenn Leute in Behandlung nach einer befristeten Zeit gehen müssen, spüre man das in Einrichtungen wie dem Tageshaus.
Zwischen Stuhl und Bank gefallen
Auch andere Gruppen fallen oft durch die Maschen des sozialen Netzes. Zunehmend klopften auch abgewiesene Asylsuchende an. Personen, die Nothilfe erhalten, in der Notschlafstelle übernachten, nicht arbeiten dürfen und somit «zum Nichtstun verdammt» sind, suchten tagsüber eine Aufenthaltsmöglichkeit. «Diese Menschen fallen momentan zwischen Stuhl und Bank», erklärt Christoph Zeiser. Die Folgen seien somit auch im Tageshaus spürbar.
Kann die Stadt Basel diesen Personen eine Beschäftigung geben?
Nichts tun führt zu Einsamkeit + Krankheiten.
Unsere Politik muss doch das möglich machen können.Report