Vor 28 Jahren sind rund eine halbe Million Menschen in der Schweiz auf die Strasse und haben gestreikt. Sie haben für gleiche Löhne, mehr Respekt gegenüber den Frauen und eine Umverteilung der unbezahlten Arbeit gekämpft.
Damals war es bereits zehn Jahre her, dass die Schweiz das die Gleichstellung in der Bundesverfassung verankert hat. In der Praxis haperte es allerdings noch mit der Umsetzung.
Und auch heute blieben viele Forderungen aus dem Frauenstreik 1991 unerfüllt, bemängeln die Frauen aus dem Frauenstreik-Komitee.
Vorbereitungen für Frauenstreik auf Hochtouren
Seit September sind rund 50 Frauen täglich an den Vorbereitungen für den Frauenstreik. Sie erhoffen sich mehr Aufmerksamkeit für das Thema Gleichstellung zu erhalten und konkrete Massnahmen gegen die Diskriminierung in die Wege zu leiten. Beispielsweise die Einführung einer Elternzeit.
«Weil immer noch gesellschaftlich vorgegeben ist, dass die Frau die ist, die zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern soll. Es zieht einen Rattenschwanz mach sich, dass Frauen nachher die sind, die weniger Erwerbszeit haben, die im Alter dafür weniger Rente bekommen von der Pensionskasse», so Johanna Künzler vom Frauenstreik-Komitee Basel.
Gegnerinnen des Frauenstreiks
Der Streik sei unschweizerisch und kein probates Mittel. Das findet Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter: «Wir können selber dafür sorgen, dass wir auf die Positionen kommen, dass wir Lohngleichheit haben». Das findet die Nationalrätin Daniela Schneeberger. Sie werde deshalb sicher nicht an den Frauenstreik am 14. Juni gehen. Vielmehr setze sie auf die Selbstverantwortung der Frau.
Braucht es heute noch einen Frauenstreik?
Ganz anders sehen das viele Passantinen, die Telebasel befragt hat. Für die Mehrheit der befragten Frauen ist klar, dass es den Frauenstreik auch heute braucht. Denn insbesondere beim Lohn sind Frauen immer noch nicht gleichgestellt. So gibt eine Passantin an, auf die Frage, ob sie selbst schon Diskriminierung erfahren hat: «Natürlich. Ich hatte weniger Lohn als Männer, die den gleichen Job gemacht haben. Das habe ich erfahren, indem wir offen darüber geredet haben, wie viel Lohn wir haben. Und da habe ich gestaunt, wie viel weniger ich habe und ich habe auch nicht begriffen, warum».
(Video: Telebasel)
Bundesamt für Statistik deckt Lohnungleichheit auf
Tatsächlich zeigt das Bundesamt für Statistik in einer Studie von 2016 auf: Es gibt in der Schweiz einen Lohnunterschied zwischen Mann und Frau von 19,6%. Etwas mehr als die Hälfte dieser Unterschiede sind durch die Ausbildung, Erfahrung oder andere Faktoren begründet. 42,9% davon sind aber unbegründet.
Somit verdient die Frau in der Schweiz im Schnitt 657. Franken pro Monat weniger als ein Mann auf gleicher Position und mit der gleichen Ausbildung und Erfahrung. Das wirkt sich natürlich auch auf die Renten und die Pensionskassen-Ansprüche der Frauen aus.