Beim Namen «Hirschi» denken wohl die einen an wilde Keller-Konzerte andere an einen gemütlichen Sonntagsbrunch. Ob Quartierbeiz, Kollektiv, Kulturhaus oder Polit-Plattform: Das Lokal am Lindenberg hat in seinen vierzig Jahren schon viele Rollen eingenommen. In den Augen von Jürgen «Saali» Saalfrank, seit 27 Jahren beim Hirscheneck-Kollektiv, sind die Grundsätze hinter dem Projekt seit vielen Jahren dieselben.
«Es geht darum, andere Wege zu finden fernab von den Ideen, die eine kapitalistisch geprägte Welt mit sich bringt», erklärt Saali.
Strategie der Schnecke
Zwar wolle man schon eine professionelle Küche anstreben, doch es gehe dem Team um weit mehr. Zusammen arbeiten, Kultur zu machen, aber auch zu streiten – all dies zeichne den Alltag im Hirscheneck aus. «Es ist im Prinzip ein Versuchsfeld, andere Möglichkeiten zu kreieren als diejenigen, die von der Gesellschaft vorgegeben sind», erklärt Saali.
Jede Woche fänden werde daher im Kollektiv entschieden – sowohl über die gleichen Löhne für alle vom Team wie auch über die Wandbemalung oder das Waschmittel. «Das hört sich manchmal albern an, aber sind auch die kleinen Dinge, die diskutiert werden und zwar manchmal endlos lang». Natürlich brauche das seine Zeit.
Diese «Strategie der Schnecke», wie er sie nennt, habe aber ihre Vorteile. So könne auch längerfristig Lösungen gefunden werden, die für möglichst alle befriedigend seien.
Als die Polizei ein «Stammgast» war
Der Autor und Rockmusiker Christian Platz kann sich noch gut an die ersten Jahre erinnern. In der «Gnille», damals noch das Stammlokal seiner Fasnachtsclique, besuchte er die Trommelstunden. Wenige Jahre später kehrte er als Stammgast ins gleiche Lokal zurück – als junger Punk. Auch wenn ein mancher beim Namen Hirscheneck an diese Subkultur denkt, war das zu Beginn nicht klar.
«Am Anfang tat sich das Team noch schwer mit uns Punks – wir hatten streckenweise Hausverbot hier drin, was ich heutzutage verstehe, wenn ich überlege, wie wir uns benahmen», sagt Christian Platz. Im Laufe der Zeit änderte sich das aber. «Wir wollten einen Ort für unsere Kultur und Musik und es freut mich, dass das Hirschi das dann immer mehr wurde», sagt Platz.
Er selbst stand in den Achtzigerjahren in mehreren Bands auf der Bühne. «Anfangs war der Keller noch gar nicht ausgerüstet, das heisst praktisch jedes Konzert wurde von der Polizei abgestellt wegen Lärmbelästigung».