Der zweite Frauenstreik nach 1991 bekommt in Basel Unterstützung von oberster Stelle. Der Regierungsrat stellt sich hinter die Anliegen hinter dem geplanten Protesttag am 14. Juni. «Die Lohngleichheit ist ein Bereich, der mir sehr wichtig ist», sagt Finanzdirektorin Eva Herzog gegenüber Telebasel.
Politischer Streik
In einer Personalinformation bekräftigt der Regierungsrat seine Haltung, den Frauenstreiktag zu unterstützen. Wie es dort aber heisst, soll hat eine «Teilnahme am Frauenstreik 2019 in der Freizeit zu erfolgen». Nun: Streiken in der Freizeit – ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst? «Es sind politische Anliegen, die hier geäussert werden», erklärt Eva Herzog. «Es ist daher ein politischer Streik, er fällt nicht in das Streikrecht nach Bundesverfassung, darum muss man es in der Freizeit organisieren».
«Wasch mich, aber mach mich nicht nass»
Beim Frauenstreik-Komitee stösst diese Haltung der Regierung auf gemischte Gefühle – so etwa bei Franziska Stier. «Sie sagen: Wasch mich, aber mach mich nicht nass». Mit anderen Worten: «Geht streiken, aber bitte organisiert, dass eure Arbeit erledigt wird». Gleichzeitig findet es Franziska Stier auch positiv, dass die Regierung die Mitarbeiterinnen des öffentlichen Dienstes über den Protesttag informiert.
Arbeitgeber ist kein Streik-Organisator
Beim Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) kann man mit der Haltung der Regierung leben. Gewerkschaftssekretärin Toya Krummenacher findet zwar, dass der Streik nicht nur politischer, sondern auch betrieblicher Natur sei. «Es ist natürlich schon nicht das Gleiche, wenn man auf Kompensationszeit oder Freizeit die Aktivitäten rund um den Frauenstreik macht». Dennoch kann sie die Bitte der Regierung nachvollziehen: «Es wäre sinnfrei, wenn der Arbeitgeber zum Streiken aufrufen würde – das ist nicht Sinn und Zweck eines Streiks», gibt Krummenacher zu bedenken.
Die Arbeit der Frauen sichtbar machen
Ob man die geplanten Proteste auch dann einen Streik nennen kann, wenn dafür freigenommen wird, hängt auch mit der Definition von Arbeit und Freizeit zusammen. Annemarie Heiniger vom Vorstand bei Frauenrechte beider Basel weist in diesem Zusammenhang noch auf einen anderen Punkt hin. Die vielen Stunden unbezahlte Arbeit, die von Frauen getätigt werden, sollten bei der Diskussion um die Erwerbsarbeit nicht in Vergessenheit geraten. Für beides sei der 14. Juni wichtig: «Wir wollen Frauenarbeit an diesem Tag sichtbar machen – denn man sieht sie nur, wenn sie nicht gemacht wird», sagt Annemarie Heiniger.