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Der Telebasel Report vom 10. April 2019.
Baselland

Report: Flucht, Krieg und Tod im Unterricht

Viele Flüchtlingskinder sind schwer traumatisiert von Flucht und Krieg. In unseren Schulen erhalten sie ein Stück Sicherheit zurück.

Wamiq (16) ist dreimal geflüchtet. Doch geschafft hat er es nicht. Dreimal hat man ihn aufgeschnappt und zurück in sein Dorf gebracht. Dreimal Angst, Stress, Gefahr. Er lebt in einem 4‘000-Seelen-Dorf in Afghanistan. Je älter er wird, desto grösser die Chance, dass er von den Taliban eingezogen wird.

Er und seine Familie entscheiden: Einen einzigen, letzten Fluchtversuch soll es noch geben. Wamiq, alleine, ohne Familie. Und tatsächlich: beim vierten Mal klappt es. Wamiq schliesst sich einem Schlepper an, der ihn nach Europa bringt. Auf dem Schlepperboot stirbt Wamiq tausend Tode bis er letztendlich in der Schweiz landet.

Wamiq (16) ist aus Afghanistan geflüchtet. Heute besucht er die Schule in Sissach. (Bild: Telebasel)

Recht auf Schulbildung

Egal, ob aus wohlbehütetem Umfeld in der Schweiz oder schon in jungen Jahren mit einem Rucksack aus Angst, Flucht und Krieg bepackt – in der Schweiz haben alle Kinder im schulpflichtigen Alter ein verfassungsmässiges Recht auf Schulunterricht.

Selbst Kinder von Familien, die sich erst im Asylverfahren befinden, besuchen in der Schweiz die Schule: «Das ist wichtig. Zum Teil geht so ein Verfahren ja mehrere Jahre», sagt Marianne Herzog, momentan DIE Ansprechperson überhaupt, wenn es um Flüchtlinge und deren Integration in den Schulalltag geht. «Sitzen Kinder in dieser Zeit nur zu Hause, verpassen sie wichtige Deutsch-Lektionen oder Kontakte zu anderen Kindern», sagt Herzog.

In der Fremdsprachen-Klasse in Sissach treffen sich Kinder mit Migrationshintergrund aus 28 Gemeinden. (Bild: Telebasel)

Grosse Herausforderung für Schulen und Lehrer

Gerade in diesen Anfangsjahren sei die Integrationsaufgabe für Schulen und Lehrer jedoch extrem schwierig, sagt Sabine Eggenschwiler von der Sekundarschule Sissach: «Viele Flüchtlingskinder können nicht einmal Lesen oder Schreiben – die müssen wir von Grund auf alphabetisieren».

Eggenschwiler betreut seit 16 Jahren die Fremdsprachenklasse in Sissach. Die Erfahrung habe ihr gezeigt: «Egal wie schwierig – am Ende bekommen wir es immer irgendwie hin». Die Sprachbarriere sei auch für die Lehrer eine Herausforderung. Telebasel weiss von Lehrern, die einzig per Übersetzungsapp von Google auf dem Smartphone mit den Kindern kommunizieren können.

Trauma als ständiger Begleiter

Doch die Sprache ist nicht das einzige Problem. Viele Kinder seien von Krieg, Flucht und Tod traumatisiert. Das habe auch Auswirkungen auf den Unterricht, sagt Sabine Eggenschwiler: «Praktisch alle haben extreme Schlafstörungen. Deshalb sind sie halt oft müde, schlafen teilweise sogar ein im Unterricht».

Marianne Herzog weiss von Kindern, die im Kindergarten regelmässig die Bauklotz-Türmchen ihrer Gspänli kaputt machen: «Wir wissen, dass diese Kinder ihre Erinnerungen aus der Kindheit wie immer wieder aufführen». Auch wenn Helikopter über dem Schulzimmer schweben, könne dies Panikattacken bei betroffenen Kindern auslösen: «Gerade bei denen, die die Fassbomben-Attacken in Syrien miterlebt haben».

Wamiq (links) gilt als Musterbeispiel für die erfolgreiche Integration in der Schule. Er hat bereits eine Lehrstelle als Strassenbauer auf sicher. (Bild: Telebasel)

Lehrpersonen extrem gefordert

Gerade fürs Lehrpersonal sei der korrekte Umgang mit solchen Situationen nicht ganz einfach. Marianne Herzog bedauert, dass Trauma-Pädagogik in der Lehrerausbildung kaum thematisiert werde.

Grundsätzlich lässt sich ohnehin feststellen, dass Lehrpersonen mit dem neuen integrativen Ansatz im Schweizer Bildungssystem ohnehin schon extrem gefordert werden: Sei es mit lernschwachen Kindern, besonders begabten oder gar Kindern mit Behinderung.

Dass das Lehrpersonal sich nun auch noch mit aller geforderten Sensibilität um traumatisierte Flüchtlingskinder kümmern soll, bringt es nicht selten an ihre Grenzen: «Es ist nicht grundsätzlich unmachbar, aber klar: es ist teilweise extrem intensiv», sagt etwa Simon Spinnler, Klassenlehrer in Sissach.

Auch Marianne Herzog findet: «Für Lehrer ist es wirklich sehr sehr anstrengend. Aber das ist Integration halt immer – und für alle Beteiligten». Trotzdem glaubt Sie: «Mit den nötigen Tools können Lehrpersonen gut damit umgehen und sogar viel Positives auch für den Umgang mit anderen Kindern dazulernen».

1 Kommentar

  1. Titel des Filmbeitrags ist unglaublich… (mahnt an eine blickorientierte Schülerzeitung; fast Satire 😉).
    Text wirkt zusammengeschustert, Filmchen ebenso (Sequenzen von verschiedenen Klassen; symbolische Filmsequenzen und teilweise die gleichen mehrfach; kein roter Faden…)
    Ein erstzunehmendes Thema, welches Tiefgang, Seriösität und Einfühlungsvermögen erfordern würde, dilettantisch umgesetzt.
    Die Frage an das Mädchen: Wirkt, als ob spontan eine Frage auf der Strasse gestellt wird. Unproffessionell und nicht angebracht jemanden so oberflächlich zu befragen.
    Schade. Es weckt nämlich viel Interesse mehr zu erfahren.Report

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