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Der Telebasel News Beitrag vom 30. Oktober 2017.
Baselland

Sissach: Auspeitschung in der Begegnungszone

Die öffentliche Schlachtung an der Sissacher Metzgete hat für viel Aufruhr gesorgt. Aber es setzt sich wohl niemand so sehr für die Schweine ein wie der ehemalige Pfarrer Lukas Baumann. Er will sich heute öffentlich selbst auspeitschen, um Busse zu tun für ‹das Unrecht›, welches den Tieren angetan wurde. Wir zeigen die Auspeitschung im Live-Stream.

Am Montag, 30. Oktober 2017, wird sich in Sissach ein ehemaliger Pfarrer selbst geisseln, also auspeitschen. Damit möchte Lukas Baumann gegen die öffentliche Schlachtung an der Sissacher Metzgete protestieren. Die Sissacher Metzgete fand am Samstag, 28. Oktober 2017 statt, der Metzger des Anlasses hat bereits in einem Telebasel Talk erzählt, in welchem Rahmen und weshalb diese öffentliche Schlachtung stattfinden wird.

(Video: Telebasel)

Selbst-Auspeitschung als Protest

Baumann möchte seinen Protest als Schauspieler und Tierschützer ausführen, also ganz privat, sagt er im Interview mit Telebasel. Das Ganze habe nichts zu tun mit seinem Hintergrund als Pfarrer. Wäre er noch im Amt, würde er keinen solchen Protest veranstalten. Baumann habe den Entschluss schon lange gefasst, eine Aktion gegen die Schlachtung durchzuführen.

Die Selbstkasteiung sei aber nicht der erste Schritt, den er gegen die Schlachtung vorgenommen habe. «Ich habe viele Leserbriefe geschrieben, sogar dem Metzger selbst habe ich einen Brief geschickt. Ich habe einen netten Brief zurückbekommen, aber von seinem Entschluss wollte sich der Metzger nicht abbringen lassen.»

Nachdem es Baumann also nicht gelungen ist, die öffentliche Schlachtung zu verhindern, möchte er nun auf das dort zur Schau gestellte Unrecht aufmerksam machen. «Ich nehme zur Kenntnis, dass sie die eigentliche Schlachtung mit einem Zelt abschirmen, aber trotzdem wird dazu aufgerufen, bei einer Tiertötung zuzuschauen. Diese Zurschaustellung ist, was mich stört.»

Als ehemaliger Pfarrer ist Baumann das Konzept der Busse natürlich schon lange bekannt, er möchte dem archaischen Akt des Schlachtens eine ebenso archaische Reaktion entgegenstellen. Er könne keinem Lebewesen Gewalt antun, erzählt Baumann. Dass er sich also selbst verletzen wird steigere die Absurdität dieses künstlerischen Aktes noch, es sei ihm aber wichtig, zu betonen, dass die Geisselung nichts mit Realität zu tun habe.

«Ich mache das nicht, weil ich Tiere so herzig finde»

Baumann erzählt gegenüber Telebasel, dass er eigentlich gar kein grosser Tierfreund sei. Seine Frau sei die Tierliebe, ihm ginge es nicht um die Niedlichkeit der Schweine.

Der Protest basiere nicht auf einer emotionalen Entscheidung, sondern auf einer ganz rationalen Überlegung. Wegen ihm solle kein Tier sterben und dazu gehöre auch die Delegierung dieser Aufgabe des Tötens an einen Anderen, wie zum Beispiel einen Metzger. Deshalb lebt Lukas Baumann hunderprozentig vegetarisch und auch teil-vegan. Kein Tier solle auch nur leiden für ihn, weshalb er zum Beispiel beim Milchkonsum auf Pflanzenmilch umgestellt habe.

Auf die Frage hin, weshalb der Protest erst nach der Schlachtung stattfindet, sagt der ehemalige Pfarrer, dass er die Schlachtung einfach nicht aushalten würde. Es sei ihm deshalb nicht möglich, dabei zu sein.

«Ich werde mich nicht blutig peitschen»

Lukas Baumann betont, dass es ihm ernst sei und er heute wirklich eine Selbstgeisselung vornehmen würde, auch die fast schon winterlichen Temperaturen würden ihn nicht abhalten. Die eigentliche Auspeitschung soll aber vielmehr ein überdramatisiertes, geschichtliches Schauspiel sein als eine Selbstverletzung.

Eingeleitet wird die Kasteiung mit lateinischen Gesängen. «Lateinisch, damit die Leute die Gesänge nicht verstehen, damit möchte ich den Verfremdungseffekt verstärken», so Baumann. Er wird dabei in mittelalterliche Gewänder gekleidet sein. Die eigentliche Geisselung findet dann an drei Posten, also drei Orten, der Sissacher Begegnungszone statt. Pro Posten rechnet Baumann mit circa zehn Minuten, die Selbstgeisselung sei also nach ungefähr einer halben Stunde bereits wieder vorbei.

Als Erstes wird bei jedem Posten «benannt, was die Schuld ist», die man mit der Geisselung sühnen möchte. Die Schuld, für die sich Ex-Pfarrer Baumann geisseln will, sei das Unrecht, was den beiden Schweinen mit der Schlachtung angetan werde. Die Kasteiung sei ein symbolischer Akt gegen diese Schuld, sein Ziel sei keinesfalls Brutalität zur Schau zu stellen. Er werde sich zwar auspeitschen, aber nicht so heftig wie dies früher bei Kasteiungen der Fall war, Blut solle auf keinen Fall fliessen.

Die eigentliche Auspeitschung beinhalte dann drei Schläge, nach jeder «Schuldbenennung». Die Peitsche habe er für den Protest extra selber gebastelt, erzählt der ehemalige Pfarrer. Er habe sich auf Holzschnitten Inspirationen gesucht, die Peitsche sei aus Seil, auf Leder habe er dabei aber explizit verzichtet. Dies einerseits, da Leder auf der Haut gröbere Verletzung hervorrufen würde und natürlich andererseits, weil er auf tierische Produkte verzichten will.

Lukas Baumann ist am Dienstag, 31. Oktober 2017, im Telebasel Talk zu Gast und wird sich dort sowohl zur Schlachtung wie auch zu seinen Erlebnissen bei der Selbstgeisselung äussern.

4 Kommentare

  1. Sorry, aber einen Mann der in Frauengewändern seinen Anhängern Menschenfleisch füttert, kann man doch nicht ernstnehmen. Wann kommt ihr endlich weg von dieser 3000jährigen Hirtenkultur? Es ist m.E. nur Recht den vielen Supermarkt-Plastikfleisch-Käufern zu zeigen, um was es geht, wenn man nichtmenschliche Tiere isst. Ein Riesenlob an die Macher der Metzgete!Report

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