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Telebasel Talk vom 19. September 2017.
Basel

Tierversuche: Dürfen wir Tiere quälen, Herr Zeller?

Mit zwei politischen Anläufen wollen Tierschützer derzeit Versuche an Primaten beschränken. Eine Motion soll «belastende» Versuch verbieten, eine Initiative pocht auf deren ‹Grundrechten›. Nun hat sich der Verein ‹Forschung für Leben› in die Diskussion eingeschaltet. «Die Anliegen schaden dem Forschungsstandort Basel», sagt Vorstandsmitglied Rolf Zeller im Talk, ab 18.40 Uhr.

Die schwierige Debatte um Tierversuche ist nicht neu. Aber der Ansatz, den Tierschützer derzeit wählen, schon, nämlich «dass Primaten aufgrund ihrer kognitiven sowie emotionalen Fähigkeiten eine Sonderstellung zukomme und belastende Versuche aufgrund dessen für die sensiblen, intelligenten Tiere unzumutbar seien», zitiert die grüne Nationalrätin Maya Graf in ihrer Motion ‹Verbot von belastenden Tierversuchen an Primaten› (von 18. Dezember 2015) die Aussagen zweier Kommissionen. Der Bundesrat lehnt den Vorstoss ab. Auf den übernächsten Donnerstag, 28. September 2017, ist er traktandiert.

«Schmerzen, Leiden, Ängste»

Maya Graf führt eine Liste des Bundesamtes für Veterinärwesen (BLV) an, wonach im Jahr 2014 mehr als 120 «belastende» Versuche an Primaten durchgeführt worden seien, in 14 Prozent der Fälle seien die Tiere mittel bis schwer belastet worden, teilweise mit «Schmerzen, Leiden und Ängsten». Sie fordert deshalb ein Verbot der «belastenden» Tierversuche. Graf: «Das Bundesgericht verbot 2009 Primatenversuche in Zürich mit der Begründung, dass die Belastung der Tiere, gemessen am Erkenntnisgewinn, nicht zu rechtfertigen sei

«Komplett vom Ausland abhängig»

Grafs Vorstoss fordere ein eigentliches «De facto-Verbot», schrieb der Verein «Forschung für Leben» nun kürzlich in einem offenen Brief an die Baselbieter Politikerin – mit einschneidenden Folgen für unseren Life Science- und Pharma-Forschungsstandort: «Die biomedizinische Forschung in der Schweiz würde durch ein solches Verbot also ein essenzielles Instrument des medizinischen Fortschritts verlieren.» Der Brief schlägt auch dramatische Töne an: «Käme es in der Schweiz zum Beispiel zu einem Ausbruch eines neuen Virus (z.B. Ebola oder Zika), wären wir zu dessen Bekämpfung komplett vom Ausland abhängig.» Zudem würden die Tiere in der Schweiz wesentlich besser geschützt und behandelt als an anderen Standorten.

«Körperliche und geistige Unversehrtheit»

Von den neun unterzeichnenden Forschungspersönlichkeiten arbeiten deren zwei im Biozentrum der Universität Basel, nämlich der Nobelpreisträger Werner Arber und der Entwicklungsbiologe Rolf Zeller. Sie sehen sich nun nicht nur mit Grafs Motion konfrontiert sondern auch mit einer Initiative der «Denkfabrik» Sentience Politics, die Grafs Stossrichtung aufnimmt: Die Primaten hätten das Grundrecht auf körperliche und geistige Unversehrtheit, und dieses dürfe nicht länger ignoriert werden. Es gehöre in die Verfassung des Kantons Basel-Stadt, also jener Stadt, die ihren hohen Lebensstandard der Pharma-Industrie verdankt.

Im Talk stellt sich Rolf Zeller, Vorstandsmitglied Verein «Forschung für Leben», den Fragen, ob wir Tiere für unsere Forschung quälen dürfen, und warum er ein Verbot der nur «belastenden Versuche» als ein «De-facto-Verbot» darstellt, ab 18.40 Uhr.

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