Eine Frau beugt sich zum Fenster rauft, ruft «Achtung, gugus» und wirft einen Sack raus. Unten im Hinterhof an der Hammerstrasse fängt ein junger Mann ihn auf und lädt ihn in einen von sieben Kleinbussen und weiteren Fahrzeugen. Darin stapeln sich Säcke – voll mit Kleidern, die für Flüchtlinge bestimmt sind. Michael Rudin und seine Freunde haben sie mit Hilfe eines Aufrufs im sozialen Netzwerk Facebook gesammelt.
Die Nachricht verbreitete sich offenbar gut: Baslerinnen und Basler brachten so viele Kleider, dass Rudin fast ein wenig überfordert ist. Er will die Kleider nämlich nach Calais in Frankreich bringen mit zwei Kleinbussen. Doch er sagt: «Ich habe keine Ahnung, wie all diese Kleider in zwei Kleinbusse passen sollen.»

Das Flüchtlingscamp ist berüchtigt, es trägt den Übernamen «Dschungel» und gleicht einem riesigen Slum. Die Menschen leben teilweise in selbst gebauten Zelten und streiten sich um die Duschen. Viele der dort gestrandeten Flüchtlinge möchten weiter nach England. Für Rudin gab es zwei Gründe, um gerade dieses Camp auszuwählen:
Nach Grösse sortiert
Die jungen Basler bringen den Flüchtlingen vor allem Männerkleider und Schuhe, in Calais hat es kaum Frauen und Kinder. Rudin und seine Freunde sortieren die Kleider nach Grössen, bevor sie sie verladen. Ein riesiger Aufwand.
Am 20.Dezember um acht Uhr früh startet der Hilfskonvoi nach Frankreich. Mit dabei ist auch Christoph Huber. Der junge Musiker hat sich auf eine emotionale Reise eingestellt. «Die Verhältnisse in Calais sind sehr übel», sagt er. Es könne deshalb ein prägendes Ereignis werden. «Aber es ist positiv, wenn man einmal an einen solchen Ort geht und hinschaut.»